Podiumsdiskussion | 04.12.2009

Diskutieren mit Kreationisten?

Untergang der Vernunft

Unter der Überschrift „Design ohne Designer?“ fand im Schloss Rosenstein, zugehörig zum staatlichen Stuttgarter Museum für Naturkunde, eine faire und sachliche Diskussion zwischen Evolutionsbiologen und Individuen statt, die glauben, dass Gott den Menschen aus dem Ackerboden erschaffen und ihm die Seele in die Nase gepustet hat.

 

Ich wollte darauf hinweisen, dass Intelligent Design und Kreationismus eben nicht wissenschaftlich sind und selbst wenn man sie unbedingt „wissenschaftlich“ nennen wollte, müsste man feststellen, dass sie falsche Wissenschaft sind. Falsch in höchsten Maße. Und auf ganz schön alberne Weise, denkt man an die kreationistischen Versuche zu erklären, wie Gott ein paar Millionen Tiere in der Arche untergebracht haben könnte. Ein weiteres Problem habe ich darin gesehen, dass die Position und die personellen Vertreter des Kreationismus aufgewertet werden, wenn man sie mit echten Wissenschaftlern auf einer Ebene debattieren lässt, die an solchen Dingen wie der Wahrheit interessiert sind.

 

Hohes Niveau?

Zu jener Zeit war die Website zur Podiumsdiskussion noch nicht online. Auf dieser erfährt man, was die Leiter des Stuttgarter Naturkundemuseums damit erreichen wollten, eine solche Diskussion zu organisieren: „Die Veranstaltung am Stuttgarter Naturkundemuseum will einen konstruktiven Beitrag zur Aufklärung und zur Versachlichung dieser wichtigen Debatte leisten. Eine öffentliche Diskussion zwischen Evolutionsbiologen und Evolutionskritikern hat es auf diesem hohen Niveau bislang in Deutschland noch kaum gegeben und daher darf mit einem sehr spannenden Abend gerechnet werden.“

Normalerweise bin ich für konstruktive Beiträge aufgeschlossen, aber in diesem Fall sehe ich nicht, warum man etwas Konstruktives zu dieser „wichtigen Debatte“ zwischen Wissenschaftlern und Anhängern einer anti-modernen, anti-wissenschaftlichen Ideologie beitragen sollte. Und seit wann sind Kreationisten an Sachlichkeit interessiert? Doch wohl nur dann, wenn es ihnen strategisch gerade passt.

Kreationisten machen Evolutionsbiologen in ihrer einflussreichen Pseudo-Dokumentation Expelled. No Intelligence Allowed für den Holocaust und für Stalins Morde verantwortlich. Außerdem soll die Evolutionstheorie zu Sozialdarwinismus und der Tötung von Behinderten führen. Der assistierende Produzent Mark Mathis hat die Biologen Richard Dawkins und P.Z. Myers unter einem falschen Vorwand dazu gebracht, in dieser „Dokumentation“ aufzutreten und in der Endfassung haben die Macher ihre Aussagen entstellt und aus dem Kontext gerissen, um sie und alle anderen Evolutionsbiologen als atheistische Ideologen zu brandmarken. An der Premiere des Films haben sie P.Z. Myers nicht einmal teilnehmen lassen. Ähnliches ist im deutschsprachigen Kreationistenfilm „Das Unglück, das der Darwinismus über die Menschheit brachte“ zu sehen, oder in den deutschen Poppenberg-Filmen. Das sind die Methoden, die man von Kreationisten generell erwarten darf. Und es sind Methoden, die nicht unterstützt werden sollten.