Presseschau | 20.11.2009
Institut für Theologische Zoologie
Nein, das ist kein Witz. Nächsten Monat wird tatsächlich das erste „Institut für Theologische Zoologie“ eröffnet und zwar keineswegs im amerikanischen Bibelgürtel, sondern in Münster. In Deutschland. Und was tun die da drin? Versuchen sie herauszufinden, zu welcher Gattung Theologen gehören? Keineswegs. Es geht mal wieder um Faktenverdrehung: Die biblische Wertschätzung des Tieres sei erst in der Neuzeit verloren gegangen, erfährt man von Pfarrer Hagencord, der einen Vorgeschmack auf die Inhalte der dortigen Vorlesungen gibt. Ein „seelenloser Automat“ war das Tier für den bösen Descartes. Schon wieder sollen Renaissance und Aufklärung an allem schuld sein, tatsächlich war im christlichen Mittelalter gar nicht zu denken an eine „Wertschätzung des Tieres“, allenfalls, wenn es schon am Grill hängt.
Erst mit den utilitaristischen Philosophen der Aufklärung, zum Beispiel Jeremy Bentham, hat sich das allmählich geändert. Eine Tierrechtsbewegung existiert erst seit den 1970ern und wurde gegründet von dem australischen Philosophen Peter Singer, den Christen als den amoralischen, atheistischen Satan schlechtin darstellen. Vielleicht entdecken sie ja eines Tages, dass gar nicht Peter Singer, sondern sie selbst die Tierrechtsbewegung gegründet haben und dass sie schon in der Bibel prophezeit wurde. Die Studentin Marlene Frekers fragt in Bezug auf das neue Institut: "Wo wird denn schon von Wertschätzung für Tiere gesprochen?" Sie hat recht: Tierrechtler wurden gerade aus der Existenz herausdefiniert, also bleiben nur Christen und tausend andere Leute übrig, die über Wertschätzung von Tieren sprechen.
Der Lehramtsstudent Lukas Ricken sieht in diesen Seminaren "etwas Neues, das gab es in dieser Form noch nie", heißt es im Hamburger Abendblatt. Aber Lukas: Das ist die alte christliche Propaganda-Soße, laut der Christen alles, was gut ist, erfunden und getan haben, während Ungläubige an allen Übeln der Welt schuld sind. Die Soße wurde nur aufgewärmt und hat jetzt einen neuen Namen. „Raider“ hat man irgendwann in „Twix“ umgetauft und „Lügen für Gott“ heißt jetzt „Institut für Theologische Zoologie.“ Natürlich finanziert von der Solidargemeinschaft. Wenigstens mit Soße haben wir Solidarität, wenn schon nicht mit den Menschen in Darfur.
Am Ende heißt es: Als Konsequenz fordern Wissenschaftler im „Great Ape Project“, „dass wir Menschenaffen folgende Rechte zugestehen müssten: das Recht auf Leben, auf Schutz der individuellen Freiheit und auf Schutz vor Folter“. Und wer fordert das? Auch die Christen? Keineswegs. Peter Singer. Aber sehen wir mal, wie das nächstes Jahr aussieht.