Presseschau | 19.09.2010

Den Titel hatten wir noch nicht

 

Gabriel und die Gene

Der SPIEGEL zitiert den Intelligenzforscher Richard Nisbett damit, dass Sarrazins Aussage, laut der Intelligenz zu 50-80% vererbt sei, veraltet wäre. Der aktuelle Stand sehe 50% als Maximalwert. Stimmt zwar nicht, aber auf der „Achse des Guten“ gibt es eine witzige Satire, die Gunnar Heinsohn aus dieser Aufdeckung des großen Intelligenz-Skandals (es sind vielleicht 30% weniger als Sarrazins Maximalwert!) gesponnen hat. Ein Ausschnitt:

„Setzt Nisbett sich durch, dürfen alle 50-Prozent-Vererber in Parteien, Parlamenten und Banken bleiben. Als schönes Nebenprodukt gewinnt Deutschland gleich für die ganze Welt eine neue Definition des Rassismus. Alles bis 50 Prozent bleibt legal. Doch wer nicht ausdrücklich und immer wieder beteuert, dass er nie und nimmer auch nur ein einziges Prozent über 50 in Erwägung ziehen werde, wird der Antifa zum Fraß vorgeworfen.“

 

Dawkins und Attenborough im Gespräch

Im Gespräch zwischen Naturfilmer David Attenborough und Richard Dawkins geht es um allerlei verschiedene Themen. Eines der spannendsten ist Dawkins neues Kinderbuch. Der Arbeitstitel lautet „Die Magie der Realität“.

„Es geht eher allgemeiner um Wissenschaft. Jedes Kapitel beginnt mit Mythen. Im Kapitel über die Sonne stehen ein aztekischer, ein alter ägyptischer und ein Mythos der Aborigines. Das Buch heißt The Magic Of Reality und eines der Probleme, mit denen ich konfrontiert bin, ist die Unterscheidung zwischen der Verwendung des Wortes "magisch" im Sinne eines Zaubertricks und der Magie des Universums, des Lebens auf der Erde, wo das Wort eher eine poetische Verwendung findet.“

Attenborough findet den Titel unpassend, da nicht wirklich „Magie“ gemeint ist. Dawkins hat sich daraufhin beschwert, Attenborough würde seinen Titel „dissen“. Das war ein lustiger Streit, aber er wurde leider rausgekürzt. Hier gibts das Original und die Audiodatei. Außerdem Dawkins Kritik an dem Gesprächsleiter und der Bildredaktion.
 

Nicht jedes Verhalten ist adaptiv

Jerry Coyne hat inzwischen die Nase voll von der ewig wiederkehrenden, angeblich wissenschaftlichen Behauptung, die Religiosität sei eine Adaption, eine vererbte Anpassung an Umweltbedingungen. Er stellt einen ungewöhnlichen Vergleich auf, um zu erklären, warum dies nicht so sein muss:

„Ein Verhalten, das weit verbreitet oder universal ist, muss nicht evolviert sein, oder direkt selektiert worden sein. Nehmen wir ein geläufiges: Masturbation. Sicherlich ist die Selbstbefriedigung so weit verbreitet wie der Glaube und spirituelle Erlebnisse, aber ich bezweifle stark, dass wir ein evolviertes „Wichs-Modul“ haben, welches dieses spezielle Verhalten gebietet. Masturbation könnte sogar eine Fehlanpassung sein, da sie deine sexuellen Impulse auf nicht-reproduktive Weise erstickt. Tatsächlich ist Masturbation beinahe mit Sicherheit ein Nebenprodukt der Evolution: Wir haben ein neurologisch-basiertes sexuelles Vergnügen und Orgasmen, die uns zur Reproduktion antreiben, wir haben ein evolviertes Gehirn, das uns zu lernen hilft und voilà, wir lernen, dass wir Orgasmen ohne einen Partner haben können.“

 

C'est l'amour

Seedrachen tanzen bis tief in die Nacht hinein, ganz ohne Champagner, Musik und Vollmond man Himmel.