Presseschau | 19.09.2010

Den Titel hatten wir noch nicht


 

Der Ungläubigen-Wahn

Der Philosoph und Althistoriker Richard Carrier ist einigermaßen genervt. Er hat einen Beitrag in dem (hervorragenden) Sammelband „The Christian Delusion“ veröffentlicht. In dem Band widerlegen Experten verschiedener Fachgebiete von Bibelforschung bis Psychologie das Christentum. Im Gegensatz zu Richard Dawkins haben sich einige auch mit moderner Theologie befasst, sind teils selbst Ex-Theologen, und sie zeigen auf, welch grandioser Unsinn moderne Theologie ist. Gläubige müssten Dawkins dankbar sein, dass er seinen Lesern die geistigen Verwirrungen moderner Theologen erspart hat.

Genervt ist Carrier wegen einer versuchten Widerlegung der Argumente des Buches seitens christlicher Apologeten. Die Gegenargumente nimmt er detailliert auseinander und zeigt an diesem Beispiel auf, wie Philosophie funktioniert. Zuvor schreibt er eine Einleitung, die frustrierten Ungläubigen nicht vorenthalten werden soll:

„Seit wir Der Christenwahn: Warum Glaube scheitert veröffentlicht haben, warten wir auf wahnhafte und irrationale Angriffe. Einer von diesen macht gerade die Runde, nämlich das anstrengend lange Treatment der christlichen Spinner von Triablogue, die es amüsanterweise Der Ungläubigenwahn genannt haben (ich sage 'amüsanterweise', weil die 'Ich weiß, dass du bist, was ich sein soll'-Taktik nur das Klischee verfestigt, laut dem viele Christen emotional zurückgebliebene Kinder sind – die außerdem keine Ironie verstehen).

[…]

Ihre gesamte Sammlung von Antworten ist ein gutes Beispiel für wahnhafte Konstrukte. Sie beruht auf einem wahnhaften Unvermögen, Aussagen im selben Text zu lesen, die ihnen widersprechen, wahnhaft Aussagen im Text falsch zu lesen und dann das gesamte Buch zu widerlegen, indem Dinge widerlegt werden, die niemals gesagt wurden, und wahnhaft zu glauben, dass logisch falsche Argumente rational solide wären.

Und all dies in einem Versuch, die Schlussfolgerungen des Buches zu vermeiden: Dass sie an einer Wahnvorstellung leiden, eben weil sie sich weigern, den Outsider-Glaubenstest zu machen, da sie seine Ergebnisse fürchten und in der Konsequenz geben sie die nachgewiesenen Ungereimtheiten ihres Glaubenssystems nicht zu, indem sie ein noch elaborierteres System von Ungereimtheiten aufbauen, das den oberflächlichen Eindruck erweckt, richtig zu sein. Das ist die einzige Möglichkeit, den Glauben an das Christentum aufrechtzuerhalten, eben weil das Christentum als Wahn eingestuft werden muss.“

Ja, Religionskritik kann frustrierend sein.

 

Hawking findet Gott nutzlos

Stephen Hawking hat immer wieder religiöse Metaphern in seinen Büchern verwendet, so auch im Titel seines neuen Buches: „Der große Entwurf“ (The Grand Design). Nachdem ihm Richard Dawkins erklärt hat, dass viele Leute die Metaphern nicht kapieren und fälschlicherweise annehmen, Hawking würde an einen persönlichen Gott glauben, hat Hawking nun klargestellt, dass wir den Ursprung des Universums ohne Gott erklären können und dass er selbst natürlich nicht an Gott glaubt.

 

Sean Carroll erklärt Hawking

Man weiß ja nie, worüber Hawking schon wieder redet mit seinen komischen Metaphern. Darum hat es der Kosmologe Sean Carroll auf sich genommen, zu erklären, inwiefern Gott für Hawking überflüssig ist: