Gedichte | 15.10.2009
Die erlauchten Werke des Darwin-Jahr-Komitees, sowie die nach Lauch schmeckenden Infos von darwin-jahr.de spornen manche Leser zu Gedichten an. Einer unserer Evolutions-Dichter ist Klaus D. Höfer. Aus seinem Gedichtband "Der Geist fiel nicht vom Himmel" gibt es hier eine kleine Kostprobe:
Beten hilft
Die Frau eines Bischofs, so wird kolportiert,
war von Darwins Buch entsetzlich schockiert.
„Wir sollen verwandt sein“, rief sie, „oh Schande,
mit jeder lausigen Affenbande!“
Und kurz vor der Ohnmacht stöhnte sie matt:
„Ich hoffe, dass dieser Kerl Unrecht hat!“
„Doch für den Fall, dass seine Lehre
am Ende doch die Wahrheit wäre,
lasst uns beten, ungehemmt
so lange bis der Kiefer klemmt,
dass Darwin, dieser Bösewicht,
nicht in der Welt herum sich spricht!“
Es hat den Anschein, ganz und gar,
dass das Gebet erfolgreich war.
Denn Darwins Theorie des Lebens
sucht man immer noch vergebens
im Bildungsstand der breiten Kreise
(trotz längst erdrückender Beweise).
Selbst hundertfünfzig Jahre später
ist sie Anlass für Gezeter.
Der Mensch an sich ist halt verstört,
wenn er statt Mythen Fakten hört
und fühlt sich meistens noch gekränkt
wenn man ihm reinen Wein einschenkt.
Darum ist Darwins berühmtes Buch
auch heute noch ein rotes Tuch.
Klaus D. Höfer