Veranstaltungsbericht | 09.02.2009

Darwin oder Moses

Museum für Naturgeschichte Luxemburg

Wie wurde Charles Darwin zu einer Ikone der Evolutionstheorie und welche wichtige Rolle kam seinem bärtigen Porträt dabei zu? Im Naturmuseum Luxemburgs begann in der vergangenen Woche das Darwin-Jahr mit einem Vortrag der Frankfurter Kunstkritikerin und FAZ-Redakteurin, Dr. Julia Voss.

 

Charles Darwin ist der nach Einstein am häufigsten abgebildete Wissenschaftler. Vor allem ist er mit Bart zu sehen, was einerseits der Mode der Zeit entsprach, andererseits aber an religiöse Figuren wie Moses oder an antike Büsten erinnert. Um zu einer Ikone der Evolutionstheorie zu werden, sei, so Voss, der Bart Darwins nicht unerheblich gewesen. Ebenso sei ein Bild Einsteins, das ihn mit abstehenden Haaren zeigt, zur Ikone der Relativitätstheorie geworden.


Ein Leben in Bildern

So begann Frau Voss ihren kenntnisreichen Vortrag mit einem Durchlauf durch Darwins Porträts. Die höchste Auflage seiner Porträts erreicht die Zehn Pfund-Note aus England, auf der bis zum Jahr 2000 Charles Dickens abgebildet gewesen war. Der Geldschein zeigt seither einen alten Darwin mit Bart nach Denkerart sowie Stationen seines Lebens, als er noch jung war: einen Kolibri als Symbol für Südamerika, ein Schiff - die Beagle -, auf der er in jungen Jahren seine Forschungsreise unternahm sowie ein Vergrößerungsglas, welches für die Wissenschaft steht. Ähnlich wird Darwin auf Buchtiteln verschiedener Autoren gezeigt.

Weitere Ikonenbilder der Evolutionstheorie Darwins sind Varianten seines Diagramms aus dem Jahre 1837, welches mit „I think" beginnt und auf dem ein verzweigter Lebensbaum dargestellt wird. Später folgte eine Abbildung von vier Galapagosfinken.

Das erste Porträt Darwins, eine Kreidezeichnung, die ihn als Siebenjährigen mit seiner Schwester zeigt, weist darauf hin, dass er einer gehobenen Schicht entstammt: Die Kinder tragen geschneiderte Maßanzüge und weitere Requisiten zeigen, welche Erwartungen die Familie für die Zukunft der Kinder hegte. Voss präsentierte auch Ölgemälde von Charles Darwins Vater sowie von seinem Großvater, Erasmus Darwin. Beide waren Mediziner, der Großvater war zudem ein Intellektueller der Aufklärungszeit und stellte bereits eine Evolutionstheorie auf: dass eine Art aus der anderen hervorgehe.

Anlässlich der Heirat mit seiner Cousine, Emma Wedgwood, entstand im Alter von 31 Jahren ein weiteres Porträt, in dem Charles Darwin als Gentleman vorgestellt wird. Darwin musste nicht, wie viele andere Wissenschaftler seiner Zeit, als Professor Geld verdienen, sondern er finanzierte seine Forschungen selbst. Er hielt auch nie einen Vortrag, verließ nach seiner Rückkehr von seiner Forschungsreise England nicht mehr, sondern lebte zurückgezogen in der Grafschaft Kent und tauschte sich mit anderen Wissenschaftlern weltweit nur schriftlich aus.

Als später die Fotografie aufkam, entstanden zunächst vier Fotos, die im 19. Jahrhundert üblicherweise als Carte de Visite versandt wurden. Auf diesen Fotos fand Darwin sich selbst, wie er an einen Freund schrieb, „beklemmend boshaft" aussehend. Das lag vermutlich an der langen Belichtungszeit, die es erforderlich machte, minutenlang in einer Position zu verharren, so dass Darwin tatsächlich recht verkrampft wirkt. Allerdings fällt auf, dass er modisch gekleidet war.