Pioniere der Evolutionsforschung | 29.06.2012

Carl von Linné

Darwin-Jahr Bild

Wenn man Deutsche nach berühmten Schweden fragt, dann fallen den meisten Menschen hierzulande wohl zuerst Schriftsteller wie Astrid Lindgren (Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga), Selma Lagerlöf (Nils Holgersson) und Henning Mankell (Kommissar Wallander) ein. Der Biologe Carl von Linné ist dagegen der Allgemeinheit nahezu völlig unbekannt. Damit sich dies ändert, habe ich mich eigens auf Entdeckungstour in die Gegend von Älmhult begeben, um auf den Spuren des Botanikers zu wandeln. Das Bild links zeigt einen See in der Nähe seines Geburtsortes.

Geboren wurde Carl von Linné 1707 in Råshult bei Älmhult, das in Smaland (Südschweden) liegt. Die Begeisterung für Pflanzen wurde ihm dabei bereits in die Wiege gelegt, war doch schon bereits sein Vater (ein Pfarrer) begeisterter Pflanzenzüchter. Zudem fand er in Smaland ideale Bedingungen vor. Die bis heute weitgehend unberührte Natur luden geradezu zu Erkundungen ein. Zunächst sollte der Sohn jedoch wie der Vater Pfarrer werden. Seine Stärken lagen jedoch eher in Mathematik und den Naturwissenschaften und weniger in Theologie und so wurde aus ihm ein Mediziner und Naturforscher.

Nach Beendigung seiner Schulausbildung ging er nach Lund an die dortige Universität und später dann nach Uppsala. Obwohl er noch Student war, wurde er dort zum Dozenten am botanischen Garten und verfasste bereits wichtige wissenschaftliche Arbeiten. Wegweisend war auch seine Entdeckungstour, die er durch Lappland unternahm und die ihm viel Anerkennung einbrachte.
1735 entschloss er sich dann schließlich nach Holland zu gehen, um in Medizin zu promovieren. Dort verfasste er auch sein Hauptwerk die Systema naturae mit der er auf der ganzen Welt bekannt wurde. Lange hielt es ihn jedoch nicht in Holland. 1739 kehrte er nach Scheden zurück und gründete in Stockholm eine Arztpraxis und die schwedische Akademie der Wissenschaften. Auch privat fand er dort sein Glück und heiratete. Aber auch in Stockholm blieb er nicht lange. 1741 wurde er schließlich in Uppsala Professor für Medizin und Anatomie. Diese Universität blieb bis zum Ende seines Lebens der Mittelpunkt seines Wirkens. Er verfasste dort zahlreiche wissenschaftliche Werke und begeisterte viele Studierende für die Forschung. Für seine Verdienste wurde er schließlich 1762 in den Adelsstand erhoben. Er starb schließlich nach langem Leiden 1778 und wurde im Dom zu Uppsala beigesetzt.

Linnés wichtigster Forschungsbeitrag war zweifellos die von ihm eingeführte binäre Nomenklatur. Statt wie bisher Namen zu verwenden, die aus teilweise zwanzig Wörtern bestanden, schlug er vor nur noch Namen zu verwenden, die sich aus zwei Wörtern zusammensetzen. Ein schönes Beispiel hierfür ist die Bezeichnung für den modernen Menschen: homo sapiens. Dabei steht homo für die Gattung und sapiens ist die dazugehörige Ergänzung. Ob sapiens (also der weise Mensch) eine passende Zuschreibung ist, muss uns an dieser Stelle nicht interessieren. Nicht selten wird als Beiname übrigens auch der Name des Entdeckers verwendet. So wurde etwa die Kardinalsgarnele Lysmata debelius nach ihrem Entdecker der taucherlegende Helmut Debelius benannt. Diese Idee zur Systematisierung viel natürlich nicht vom Himmel. Linné griff auf Vorarbeiten anderer Forscher zurück. So hatte etwa der britische Naturwissenschaftler John Ray bereits Ende des 17. Jahrhunderts eine Vielzahl von Organismen geordnet. Aber auch Linnés System war nicht das letzte Wort. Auch seins System wurde wie in der Wissenschaft üblich von anderen weiterentwicklet.

In Sachen Evolution war Linné übrigens ganz Kind seiner Zeit. Wie die meisten anderen Forscher vertrat er die Ansicht, dass Arten konstant wären und von Gott so geschaffen worden seien. Der Gedanke einer evolutionären Weiterentwicklung war ihm fremd. Dennoch legte er mit seiner akribischen Form der Systematisierung einen wichtigen Grundstein zur Entdeckung der evolutionären Mechanismen.

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