Rezension | 10.03.2012

Die Boten der Nemesis

Darwin-Jahr Bild

Der Evolutionsbiologe Franz M. Wuketits hat schon mehrfach bewiesen, dass er auch außerhalb seines Faches ein kundiger Zeitgenosse ist. Dies belegt er auch mit seinem neuen Buch Die Boten der Nemesis. Passend zum Hype um den angeblich von den Mayas prophezeiten Weltuntergangs, thematisiert der Wiener Professor die Lust des Menschen an Katastrophen und Weltuntergangsszenarien. Herausgekommen ist dabei ein lesenswertes und spannendes Buch, das zudem mit einer guten Ausstattung punkten kann.

Im ersten Kapitel seines neuen Werkes widmet sich der Autor bekannten Katastrophen wie zum Beispiel der Sintflut und vergleicht dabei Fiktion und Wirklichkeit, um dann im nächsten Kapitel den Propheten und Zukunftsforschern genauer auf die Finger zu schauen. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass Prognosen zwar zum unverzichtbaren Bestandteil wissenschaftlichen Arbeitens gehören, aber sie eben auch an Grenzen stoßen. Im 3. Kapitel wird es dann richtig spannend, denn darin geht es um nichts anderes als um den Weltuntergang. Wuketits stellt dort verschiedene Untergangszenarien vor und fragt sich welche ernst zu nehmen sind und welche vernachlässigt werden können.

Einer ganz besonderen Katastrophe ist dann das vierte Kapitel gewidmet: dem Menschen. Wie der Biologe glaubhaft darstellt, sind wir nur allzu oft für unsere Umwelt eine wahre Katastrophe, denn wie keine andere Spezies üben wir einen gewaltigen Einfluss auf die Natur aus. So erinnert der Autor daran, dass der Mensch für das Aussterben vieler Tierarten direkt verantwortlich war. Auch problematisiert er das weiterhin ungebremste Bevölkerungswachstum mit all seinen negativen Auswirkungen für unsere Erde. Fehlen darf dann natürlich auch nicht eine Thematisierung des Klimawandels, hier nimmt Wuketits jedoch eine zurückhaltende Position ein und ist bezüglich der möglichen Auswirkungen des durch den Menschen verursachten Anstiegs der globalen Temperaturen eher skeptisch.

Im letzten Kapitel widmet sich der Wiener Wissenschaftler dann der psychologischen Komponente von Katastrophen und belegt, dass selbst die unrealistischsten Szenarien sich noch als politisches Druckmittel einsetzen lassen. Als Beleg für diese These führt er etwa die Aufregung um die Darmerkrankung EHEC an. Wuketits resümiert: „Jedes einzelne Menschenopfer ist selbstverständlich zu bedauern, aber auch bei EHEC zeigt sich – wie in vielen anderen Fällen -, dass sich die Katastrophe in erster Linie in unseren Köpfen abspielt, von dem Massenmedien überdimensioniert vermittelt wird und Politikern einen Anlass bietet, sich in Szene zu setzen.“ Im Epilog geht der Autor dann noch der Frage nach, ob es sich noch lohnt, ein Apfelbäumchen zu pflanzen. Die Antwort auf diese Frage wird an dieser Stelle jedoch nicht verraten.

Fazit: Franz M. Wuketits hat ein spannendes und lesenswertes Buch verfasst, dass sich wohltuend abhebt von vielen anderen Büchern, die anlässlich des angeblichen Weltuntergangs 2012 veröffentlicht wurden. Das Buch besticht durch seine kritische Perspektive und enthält Aufklärung im besten Sinne. Auch gerade weil sicher nicht jeder allen Postionen zustimmen wird und einiges kritisch zu diskutieren wäre. Am Ende bleibt freilich die Erkenntnis, dass der Weltuntergang mit Sicherheit kommen wird, nur werden wir dies mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon nicht mehr erleben. Aber wie schon Douglas Adams sagte: Keine Panik!

Eine Rezension von Frank Welker zum Buch: Franz M. Wuketits: Die Boten der Nemesis