Hintergrundwissen | 23.08.2012

Die Biologie der Vorhaut

Darwin-Jahr Bild

Es ist schon bemerkenswert, in welcher Heftigkeit derzeit das Thema der religiösen Beschneidung bei Jungen diskutiert wird. Dabei ist eines der Hauptargumente der Beschneidungsbefürworter, dass es sich dabei um ein quasi unnützes, ja sogar schädliches Körperteil handle. Eine Aussage, die falscher nicht sein könnte.

Immer und immer wieder wird in der aktuell geführten Debatte betont, dass die Penisvorhaut für den Menschen absolut verzichtbar sei. Es wird sogar behauptet, dass die Vorhautentfernung medizinisch sogar sinnvoll sei, denn ein beschnittener Penis wäre hygienischer. Nun dazu ist zu sagen, dass ein Penis natürlich nicht beschnitten werden muss, um diesen sauber zu halten. Man sollte es nicht glauben, aber es gibt auch die Möglichkeit diesen mit Wasser zu waschen. Das sollte man selbstverständlich auch regelmäßig tun, um Krankheiten zu vermeiden. Aber an dieser Stelle soll es primär um die Frage gehen, ob die Vorhaut nun tatsächlich keine relevante Funktion erfüllt.

Nun hier ist zunächst einmal festzustellen, dass es in der Natur nur sehr selten vorkommt, dass Körperteile keine Funktion haben. Dies kommt eigentlich nur dann vor, wenn sich diese durch Selektionsprozesse zurückbilden und dann verkümmern. Dies gilt zum Beispiel für die beim Menschen abnehmende Körperbehaarung. Also undenkbar ist es nicht, dass man dieses Stück Haut, wie Beschneidungsbefürworter gerne die Vorhaut nennen, nicht benötigt. Nur diese Annahme ist schlichtweg falsch und wer Gegenteiliges behauptet, der verfügt entweder über keine anatomischen Kenntnisse oder er lügt bewusst aus religiösen Gründen.

Wissenschaftlich betrachtet handelt es sich bei der Vorhaut erstmal um eine Reservefalte für den sich bei einer Erektion verlängernden Penis. Darüber hinaus ist die Vorhaut dazu da, die Eichel empfindsam und feucht zu halten. Außerdem schützt sie die Eichel vor Verletzungen. Entfernt man diese nun, dann verliert der beschnittene Mann unwiederbringlich diese Schutzfunktion. Noch viel schlimmer ist jedoch, dass er auch einen großen Teil seiner sexuellen Empfindsamkeit verliert. Dadurch haben manche Männer Schwierigkeiten zu ejakulieren. Vor allem dann, wenn Kondome noch zusätzlich die Empfindsamkeit reduzieren. Zudem wird das Onanieren massiv erschwert. Nebenbei bemerkt ist das natürlich für religiöse Eiferer ein positiver Effekt, sollen die Kinder sich doch nicht selbst beschmutzen. Genau aus diesem Grund wurden und werden auch Christen in den sexualfeindlichen USA beschnitten. Ohnehin halten ja viele religiöse Gruppen Sexualität für nutzlos. Insbesondere dann, wenn sie nicht dazu dient, neue Gläubige zu zeugen. Es gibt jedoch keinen Grund dem hierzulande nachzueifern. Vielmehr sollten alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, unseren Kindern die volle Empfindsamkeit zu erhalten. Wer dann als Erwachsener sich dennoch beschneiden lassen will, der kann dies ja tun. Er sollte sich dann aber darüber im Klaren, dass er ein hochsensibles und wichtiges Körperteil verliert. Bis dahin sollte jedoch gelten: Finger weg von den Geschlechtsteilen von Kindern! Und zwar in jeglicher Hinsicht.