Presseschau | 18.06.2009

Bakterium reinkarniert, Virus entdramatisiert und Planzen asexuell reproduziert

 

Englische Presse

 

Der Ursprung des Lebens

Man ist sich inzwischen weitgehend einig, dass das Leben aus RNA, aus Ribonukleinsäure, entstanden ist. RNA ist DNA mit nur einem Strang und mit minimalen Unterschieden in den Basen (Uracil stand Thymin). Sie spielt in unserem Körper eine große Rolle beim Ablesen des DNA-Codes und bei der Entwicklung von Aminosäuren (Eiweiß). Dr. Gerry Joyce hat nun zwei RNA-Moleküle entwickelt, die sich replizieren und sich an neue Umweltbedingungen anpassen können. Zudem wurde eine Möglichkeit für die natürliche Synthese (Verschmelzung) von Nukleotiden (Zellkernen) gefunden.

Der dritte Fortschritt auf dem Gebiet ist eine Lösung für das Problem der „Ur-Synde“, wie Forscher es nennen. Es geht dabei um links- und rechtsdrehende Moleküle. In Lebewesen sind alle Aminosäuren linksdrehend und alle Zucker und Nukleotide rechtsdrehend. In der unbelebten Natur kommen sie in gleicher Menge vor, wobei die linksdrehenden Moleküle die rechtsdrehenden davon abhalten, sich zu RNA oder DNA zu verbinden. Nun haben Forscher gezeigt, wie sich die beiden Formen durch Einfrieren und Verschmelzen zu nur einer Form verbinden können. Die Wissenschaftler vermuten, dass sie nur noch ein paar Jahre benötigen, um das Rätsel der Entstehung des Lebens zu lösen.

 

Wir sind definitiv nicht allein im Universum

Das findet jedenfalls der Astronom Frank Drake. Er hält es für möglich, dass uns außerirdische Zivilisationen nicht hinreichend überlegen sind, sodass wir sie bislang nicht entdecken konnten. Ein außerirdisches Signal zu empfangen, wäre leider nicht unbedingt so toll, befürchtet Drake: „Mein schlimmster Alptraum besteht darin, dass wir ein Signal entdecken und es eine Werbung für einen religiösen Kult ist.“

 

Der Appeasement-Streit weitet sich aus

Was in den USA als „Didaktik-Streit“ begonnen hat, als Streit unter Wissenschaftlern um die Frage, wie man religiösen Menschen die Evolutionstheorie näherbringen könnte, hat sich inzwischen zu einer grundsätzlichen Auseinandersetzung um die Frage entwickelt, ob Religion und Wissenschaft vereinbar sind und welche Haltung Wissenschaftler sinnvollerweise zu dieser Frage vertreten sollten.

Der Evolutionsbiologe Jerry Coyne, der die Debatte angestoßen hat, streitet sich momentan mit dem einflussreichen theistischen Evolutionisten (Gläubige, welche die Evolutionstheorie anerkennen), Kenneth Miller. Er wirft ihm vor, seine Standpunkte falsch dargestellt zu haben, um ihn in ein falsches Licht zu rücken.

Der Philosoph Michael Ruse, der zwar nicht an Gott glaubt, aber Kreationisten immer wieder verteidigt, hat den Biologen P.Z. Myers zu einer recht wütenden Stellungnahme provoziert. Auf die Unterstellung von Ruse, die Neuen Atheisten (die lautesten Nicht-Appeaser der Debatte), würden sich nicht für die Psyche und das emotionale Befinden der Kreationisten interessieren, antwortete er unter anderem wie folgt:

„Ich habe Mitleid mit ihnen, weil sie die Schönheit der Realität zu Gunsten der Schrecklichkeit irgendeines engstirnigen, theokratischen Bullshits aus der Bronzezeit verpassen.

Aber es gibt auch solche, für die ich überhaupt kein Mitleid empfinde.

Ich habe gar kein Mitgefühl mit intelligenten Menschen, die vor einem grandiosen Monument der Lügen stehen, einer Einrichtung, die antiwissenschaftlich ist, antirational und letztlich anti-human, einem Ort, wo Kinder aktiv fehlgebildet werden, ein Gebäude, das einer beständigen intellektuellen Bosheit gewidmet ist, und sich dazu entschließen, sich darüber zu beschweren, wie diese garstigen Atheisten alles ruinieren.

Diese Leute können sich einfach verpissen.“

Ein kleiner Einblick in einen typisch amerikanischen Diskurs. Das Thema selbst ist allerdings wichtig und man fragt sich, warum es in Deutschland kaum eine Rolle spielt. Die amerikanische Appeasement-Debatte hat inzwischen jedenfalls größere Ausmaße angenommen, darum werde ich bei Gelegenheit einen längeren Artikel speziell über dieses Thema schreiben.

 

Interview mit Peter Singer

In diesem Video spricht Richard Dawkins mit dem Moralphilosophen Peter Singer. Darf man Tiere essen? Ist Sterbehilfe legitim? Ist es ethisch vertretbar, einen Menschen zu essen, der von einem Auto überfahren wurde? Tipp: Das Sehvergnügen lässt sich durch den Konsum eines Beruhigungstees steigern.

 

AM