Pioniere der Evolutionsforschung | 20.09.2012

August Weismann

Darwin-Jahr Bild

Mit August Weismann widmen wir uns in der Reihe Pioniere der Evolutionsforschung diesmal einem politisch zu Recht umstrittenen aber gleichzeitig wissenschaftlich anerkanntem Pionier auf dem Gebiet der Genforschung und der Evolution.

Geboren wurde Friedrich Leopold August Weismann 1834 in Frankfurt am Main. Weismann stammte aus bürgerlichem Hause. Sein Vater Johann Komrad Weismann war Gymnasialprofessor und seine Mutter Elise war die Tochter eines Landrats und Bürgermeisters. Aufgrund seiner privilegierten Herkunft stand dem jungen August die Welt der Bildung offen. Nachdem er seine Reifeprüfung abgelegt hatte, begann Weismann ein Studium der Medizin in Göttingen, das er 1856 beendete. Es folgte die Promotion, die er mit einer Arbeit über die Entstehung der Hippursäure im menschlichen Körper absolvierte. Nach einigen ersten beruflichen Tätigkeiten und verschiedenen Studienreisen wurde er schließlich Mitarbeiter des Zoologischen Instituts an der Albert Ludwigs-Universität zu Freiburg im Breisgau, dessen Direktor er dann ab 1873 bis 1912 werden sollte.

Wissenschaftlich beschäftigte sich Weismann vor allem mit der Evolutionstheorie. Dabei setzte er sich auch mit dem Schöpfungsglauben auseinander. Dabei gelangte er zu dem Ergebnis, dass sich nicht beweisen lasse, welche der beiden Annahmen nun richtig sei. Er wies allerdings daraufhin, dass eine der Hypothesen durch empirische Erkenntnisse widerlegt werden könnte.

Große Verdienste erwarb er sich auf dem Gebiet der experimentellen Biologie. Berühmt ist das Experiment, das Weismann an Mäusen durchführte. Um die damals weitverbreitete These zu überprüfen, ob Verletzungen vererbt werden könnten, schnitt er Mäusen den Schwanz ab und beobachtete dann, ob die jeweiligen Nachkommen bzw. die Nachkommen der Nachkommen ohne Schwänze (das Experiment wurde bis in die 22. Generation fortgeführt) geboren werden würden. Dem war jedoch nicht so und die These, die von den Anhängern Lamarcks vertreten wurde, war damit widerlegt. Verletzungen werden nicht vererbt, das Erbgut wird nicht verändert.

Als Hintergrund hierzu muss man wissen, dass lange bevor Charles Darwin mit seinen Gedanken zur Evolution an die Öffentlichkeit trat, hatte bereits Lamarck eine eigene „Evolutionstheorie“ entwickelt. Eine Theorie, die heute unter dem Namen Lamarckismus bekannt ist. Erstmals veröffentlicht wurde diese in seinem Buch Philosophie Zoolique im Jahr 1809. Diese besagt, dass Tiere ihre im Laufe des Lebens erworbenen Eigenschaften an ihre Nachkommen weitergeben.
Nicht benötigte Organe verkümmern demnach, während häufig verwendete sich stärker ausbilden. Wenn also Giraffen ihren Hals dazu nutzen, an immer höher hängende Blätter zu kommen, dann bildet sich nach dieser Theorie ein immer länger werdender Hals aus, der dann vererbt wird. Das Prinzip funktioniert jedoch laut Lamarck auch in die andere Richtung. Ein Maulwurf etwa, der seine Augen nicht benutzt, verliert seine Sehfähigkeit und vererbt diese Eigenschaft wiederum an seine Nachkommen weiter. Dass diese Annahmen heute als widerlegt gelten, ist also ein Verdienst von Weismann.

Gänzlich unrühmlich war dagegen sein Engagement bei der Gesellschaft für Rassenhygiene, deren Ehrenmitglied er noch in deren Gründungsjahr 1905 wurde. Diese hatte das Ziel die Rassenhygiene in Deutschland wissenschaftlich zu etablieren, was traurigerweise ja auch gelang. Ebenso wie Ernst Haeckel gilt er daher als sozialdarwinistischer Biologe, der der nationalsozialistischen Ideologie den Weg bereitete. Traurigerweise hatten viele Biologen der damaligen Zeit derartige Vorstellungen und traten etwa für die Eugenik ein. Das übrigens keinesfalls nur in Deutschland.

Zu der damaligen Zeit störte sich jedoch noch niemand an Weismanns politischem Engagement, während heute dies sein Lebenswerk mehr als nur überschattet. So ist es zu erklären, dass die Stadt Freiburg ihn 1904 zum Ehrenbürger machte. Zehn Jahre nach dieser Ehrung verstarb Weismann in Folge einer Erkrankung an Herzschwäche. Er wurde in Freiburg beerdigt, wo heute noch sein Grab auf dem Hauptfriedhof besichtigt werden kann.