Presseschau | 16.10.2009

Archi und die Jesus-Eidechse

 

Englische Presse

 

Schimpansen verhalten sich auch altruistisch

Schimpansen helfen Artgenossen auch dann, wenn sie keinen direkten persönlichen Vorteil oder eine unmittelbare Gegenleistung erwarten können. Allerdings verhalten sie sich vor allem auf Anfrage altruistisch und nur selten von sich aus.

 

Tiere spüren Schmerz wie Menschen

Prof. Craig Johnson hat für das englische und das neuseeländische Landwirtschaftsministerium eine neue Studie angefertigt, die aufzeigt, dass Tiere, die geschächtet werden (ihre Kehle wird nach einem religiösen Ritus durchgeschnitten) für 10-30 Sekunden den Schmerz spüren, bis sie ohnmächtig werden. Mit Elektroenzephalogrammen wurde festgestellt, dass die selben Hirnregionen bei mindestens acht Säugetieren aktiv sind, die auch beim Menschen aktiv sind, wenn er Schmerz verspührt. Betäubt man sie vor der Tötung mit einem Elektroschock, verschwindet das Signal, die Tiere spüren dann also nichts mehr (Anm: Außer der Furcht vor der Tötung, insofern ihnen klar ist, was sie erwartet).

Sprecher der jüdischen und muslimischen Glaubensgemeinschaften in England und Neuseeland behaupteten als Reaktion auf die Studie, das die Tiere beim Schächten keinen Schmerz verspürten und dass vielmehr der Elektroschock Schmerzen auslöse. Wie die Studie aber gezeigt hat, ist gerade das eben nicht so.

Das Wissenschaftsmagazin „New Scientist“ veröffentlichte in der selben Ausgabe, in der sich die Studie befindet, auch eine ungewöhnlich deutliche Stellungnahme: „Die Erzeugung von unnötigen Schmerzen bei Tieren ist berechtigterweise verpöhnt. Also warum erlauben wir, dass so viele Tiere mutwillig schmerzhafte Tode in Schlachthäusern sterben? Die Antwortet lautet traurigerweise: Wegen der Religion. [....] Religionen verteidigen das, was man nicht verteidigen kann, oftmals mit einem Hinweis auf ihr automatisches Recht auf „Respekt“. Zweifellos werden sie das diesmal erneut tun – und die Gesellschaft wird sie einfach damit davonkommen lassen.“

Und genau das ist geschehen.

(Danke an Rolf Degen für den Hinweis)

 

Ardipithecus schändlich missbraucht

Wie zuvor mit „Ida“ wird nun mit „Ardi“ allerlei Unfug getrieben. Das „Family Research Council“, eine US-Organisation der religiösen Rechten, benutzt Ardi, um gegen Schwule zu wettern und die „Natürlichkeit“ der klassischen Ehe herauszustellen. Sie argumentieren mit Hilfe soziobiologischer Erkenntnisse, ohne diese zu verstehen. Die Investition von Eltern in ihre Kinder habe sich evolutionär gerade bei Menschen und ihren Vorfahren besonders bewährt (die Zeit, während der Kinder von ihren Eltern abhängen, ist bei Menschen viel länger als bei allen anderen Lebewesen).

Dabei übersieht die christliche Rechte allerdings, dass es in der Natur auch Fälle gibt, wo zwei Männchen sich um den Nachwuchs kümmern. „Eltern“ ist sowieso relativ. Die Modelle für „parental investment“, also elterliche Investition in den Nachwuchs, sind mathematisch. Zahlen interessieren sich nicht für Geschlechter. Ebenso könnten sich zwei (oder mehr) Frauen oder zwei (oder mehr) Männer um den Nachwuchs kümmern. Umso merkwürdiger ist die Tatsache, dass hier mit Peter Sprigg jemand evolutionäre Argumente gebraucht, der selbst gar nicht an die Evolution glaubt.

 

Darwinopterus evolvierte rasant

Es wurde ein neues Flugsaurier-Fossil entdeckt, das eine Zwischenform zweier Arten des Pterodactylus darstellt. Hals und Nacken müssen sich beim Darwinopterus sehr schnell entwickelt haben. Solche Entwicklungssprünge sind bereits seit einer Weile bekannt und wurden von Stephen Jay Gould als „puntuated equilibrium“ oder „Punktualismus“ bezeichnet. Wieder mal einer dieser Funde, der Darwins Evolutionstheorie laut Presse in den Grundfesten erschüttern soll und tatsächlich höchstens „ganz interessant“ ist für Biologen.

 

Was haben Jesus und Eidechsen gemeinsam?

Sie können beide über das Wasser laufen. Bestimmte Eidechsen erzeugen mit Hilfe von Schuppen an ihren Füßen Luftblasen, was ihnen dabei hilft, die Oberflächenspannung nicht zu durchbrechen. Vor allem in Notsituationen nutzen sie diese Fähigkeit, um über das Wasser zu fliehen. Forscher haben dem Reptil den Spitznamen „Jesus-Christus-Eidechse“ gegeben.

 

AM