Pioniere der Evolutionsforschung | 22.03.2012

Alfred Russel Wallace

Darwin-Jahr Bild

Es gehört zu den traurigsten menschlichen Angewohnheiten, dass wir es gewohnt sind uns nach dem The Winner takes it all-Prinzip zurichten. So ist es auch im Falle von Charles Darwin und seinem Freund Alfred Russel Wallace. Während der eine als wichtigster Biologe gefeiert wird, hat man Wallace heute fast vergessen. Dabei hat er ebenfalls maßgeblich dazu beigetragen, dass wir heute soviel über die Evolution wissen.

Alfred Russel Wallace wurde 1823 in einem kleinen Ort nahe Usk in Großbritannien geboren. Seine Familie war nicht vermögend und er kam als achtes Kind auf die Welt. Dennoch konnte Wallace zunächst ein Gymnasium besuchen, aber aufgrund finanzieller Schwierigkeiten seiner Eltern musst er diese Ausbildung 1836 abbrechen. So war er schließlich gezwungen nach London zu ziehen und absolvierte dort bei seinem ältesten Bruder eine Ausbildung zum Landvermesser. Parallel dazu besuchte er Vorlesungen am Institut für Mechanik und bildete sich politisch. Begeisterung entwickelte er für radikale Aufklärer wie Robert Owen und Thomas Paine.

Nachdem Wallace dann einige Zeit als Landvermesser bei seinem Bruder gearbeitet hatte, wurde er schließlich am Collegiate College in Leicester angestellt. Wallace der viel Zeit damit zubrachte sich weiterzubilden freundete sich schließlich mit dem Naturforscher Henry Bates an, der sein Interesse für die Biologie weckte. In der Folge widmete er sich immer mehr der Wissenschaft zu und der Entschluss reifte in ihm, Forschern wie Alexander von Humboldt und Charles Darwin nachzueifern, um im Ausland nach neuen Erkenntnissen zu suchen.

Schließlich trat er 1848 eine Reise nach Brasilien an, um dort mit weiteren Forschern Insekten und andere Tierarten am Amazonas zu sammeln. Außerdem betätigte Wallace sich in dieser Zeit auch als Kartograph. Nach vier abenteuerlichen Jahren trat er 1852 die Rückreise in seine englische Heimat an. Doch auf dieser Reise kam es zu Katastrophe, das Schiff fing Feuer und seine Tiersammlung ging verloren. Wallace konnte lediglich einige Aufzeichnungen und Skizzen retten. Dennoch veröffentlichte er einige Artikel und zwei Bücher und er nutzte die Zeit nach seiner Rückkehr um Kontakte zu anderen Forschern zu knüpfen, darunter war auch Charles Darwin.

Doch lange hielt es ihn nicht im Lande. 1854 brach er zu einer Reise nach Indonesien auf. Erneut sammelte er Tiere, darunter tausende Käfer und machte zoologische Beobachtungen. Außerdem konnte er viele unbekannte Arten entdecken, darunter der heute nach ihm benannte Wallace-Flugfrosch. Die dort gemachten zahlreichen Beobachtungen brachten ihn unabhängig von Darwin zur Entdeckung der natürlichen Selektion als Mechanismus der Evolution. Seine Erkenntnisse brachte er schließlich unter dem Titel The Malay Archipelago zu Papier, bis heute eines der wichtigsten Bücher der Biologie.

Wieder zu Hause in England widmete er sich dem Sortieren seiner Sammlung und hielt zahlreiche Vorträge. Als er 1866 Annie Mitten heiratete, rückte die Familie (das Paar hatte drei Kinder) stärker in den Fokus und Wallace geriet in finanzielle Schwierigkeiten, unter anderem deshalb, weil er sich verspekuliert hatte. Nur mit Mühe und der Hilfe von Freunden wie Charles Darwin gelang es ihm, sich über Wasser zu halten. Seine Lage entspannte sich erst, als er dank Darwin eine Pension der Regierung wegen seiner wissenschaftlichen Verdienste für das Land ab 1881 erhielt.

Wallace war jedoch nicht nur Naturforscher, er interessierte sich außerdem stark für die Politik und schrieb in den 1870er und 1880er Jahren auch politische Artikel und setzte sich intensiv für eine Verbesserung der Lebensbedingungen der einfachen Bevölkerung ein. Für Befremden bei wissenschaftlichen Kollegen sorgte jedoch sein Hang zum Spiritismus, der nicht zu dem ansonsten nüchternen Naturwissenschaftler passen wollte.

Russel Wallace starb schließlich in hohem Alter 1913. Von der Öffentlichkeit wurden seine Verdienste damals positiv gewürdigt. Es wurde sogar diskutiert ihn in der Westminster Abbey bestatten zu lassen, jedoch sprach sich seine Frau dagegen aus. So fand er schließlich in Broadstone seine letzte Ruhestätte. Zu seinen Ehren wurde eine Gedenktafel in der Nähe von Darwins Grab in Westminster angebracht. So blieben die beiden Naturforscher über den Tod hinaus verbunden.

Russel Wallaces Verdienste für die Evolutionsbiologie werden heute im Allgemeinen nur unzureichend gewürdigt, zu sehr fokussiert sich bis heute das Interesse auf seinen Freund Charles Darwin. Dabei hatten beide unabhängig voneinander wichtige Eingebungen zur Entwicklung eine Theorie der Evolution und sie standen in regem Briefkontakt. Ohne Wallace hätte Darwin möglicherweise auch nie seine Thesen zur Evolution veröffentlicht. Er war es, der mit einem Brief an Darwin, indem er den Evolutionsgedanken beschrieb, den entscheidenden Anstoß gab, dass dieser mit seinen bereits weit entwickelten Ideen an die Öffentlichkeit ging.