
Presseschau | 11.06.2009
Menschenaffen lachen, aber sie lachen uns nicht aus. Eine hohe Bevölkerungsdichte fördert Innovationen. Wir werden menschlicher durch Krieg. Gewalt-Gen mal wieder gefunden. Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Allgemeine Gegenseitigkeit. Vögel sind vielleicht nicht die Nachfahren von Dinosauriern. Willkommen bei der Presseschau.
Menschenaffen sind ebenso kitzlig und lachen wie wir. Aber warum tun wir das überhaupt? Ursprünglich ein Schutzmechanismus: Wenn wir überraschend berührt werden, spannen sich die Muskeln zusammen, damit wir schnell reagieren können. Dies genügt bereits, um zum Beispiel gefährliche Insekten zu verscheuchen. Affen lächeln, um ihre Friedlichkeit zu signalisieren. Sie werden dafür belohnt, indem sie geringere Verletzungen von Kämpfen davon tragen. Das Lachen hat sich weiterentwickelt und dient nun auch als positives Gemeinschaftssignal. Die nächste Entwicklungsstufe ging der Mensch alleine: Nur wir lachen andere aus. Mehr über die Evolution des Lachens gibt es hier [3].
Bevölkerungsdichte führt zu kulturellen Innovationen [4]
Eine neue Studie stützt die Theorie, dass eine hohe Bevölkerungsdichte und reger Kontakt mit anderen Gruppen besseres Lernen und Nachahmen fördert, sodass Innovationen erhalten werden, auf deren Basis weitere entstehen. Die Vernetzung wäre demnach ein zentraler Faktor für die Förderung von kulturellen Innovationen. Darum sind ländliche Regionen mit dünner Besiedlung etwas zurückgeblieben. Das Internet könnte allerdings Abhilfe schaffen.
Menschlicher durch Krieg und Handel [5]
Nicht nur die hohe Bevölkerungsdichte, sondern auch der Krieg hat zur Entwicklung der menschlichen Kultur und zur Durchsetzung des Altruismus beigetragen. Gruppen, die besonders gut zusammenarbeiteten, hatten einen Überlebensvorteil gegenüber Gruppen, die sich aus eher selbstsüchtigen Individuen zusammensetzten. Selektiert wurden letztlich allerdings die Gene, die altruistisches Verhalten förderten und nicht irgendwelche Gruppen. Diese waren in verschiedenen Gruppen nur unterschiedlich häufig anzutreffen.
Ein Allel der Monoamin-Oxidase A (MAOA) sorgt dafür, dass sich Jungen, die dieses Gen haben, eher Gangs anschließen und brutalere Verbrechen begehen als andere. Das MAOA-Allel ist schon länger als „Gewalt-Gen“ in der Diskussion, nun wurde diese Theorie weiter durch Belege gestützt.
Im Gegensatz zu dem, was uns dieser Artikel weismachen will, existiert so etwas wie ein „genetischer Determinismus“ allerdings nicht (und das behauptet auch niemand). Die Rede ist hier eindeutig von Neigungen und Wahrscheinlichkeiten. Es gibt kein Gen, welches uns absolut dazu zwingt, uns so oder so zu verhalten, nur ist es in der Regel viel schwerer für Träger des MAOA-Allels, ihre Aggressivität zu kontrollieren, als dies bei anderen Menschen der Fall ist. Frauen sind nicht von den Auswirkungen des Allels betroffen.
„Das "Kriegergen" soll eine entscheidende Rolle spielen, was dann auch hieße, dass statt Strafen und Erziehen Gentherapien gefragt wären, während der freie Wille hier keine Rolle mehr spielen würde“, heißt es ferner in dem Artikel. Das stimmt ebensowenig. Strafen erfüllen eine Funktion: Sie sorgen dafür, dass sich bestimmte Strategien zur Erringung eigener Vorteile nicht lohnen. Wer nicht dafür bestraft wird, Menschen zu überfallen und sie auszurauben, der wird das mit viel höherer Wahrscheinlichkeit tun, als jemand, der dafür bestraft wird. Der Raubüberfall würde sich ohne Strafe lohnen. Die Strafe dient sowohl zur Abschreckung des Täters, als auch der Abschreckung von anderen. Mit dem freien Willen hat das nichts zu tun. Man benötigt für die Begründung von Strafen keinen freien Willen.
Darwins Verdienste jenseits der Evolutionstheorie [7]
Charles Darwin war nicht nur ein entscheidender Vertreter der Evolutionstheorie, sondern auch Geologe, Botaniker, Verhaltensbiologe und ein Pionier der Ökologie. Darüber schreibt Franz M. Wuketits in der Naturwissenschaftlichen Rundschau.
Plädoyer für den ultimativen Tabubruch [8]
In einem bereits etwas älteren Artikel, der nun in deutscher Übersetzung vorliegt, spekuliert Richard Dawkins darüber, was das allgemeine Bild von der Stellung des Menschen weiter erschüttern könnte, beziehungsweise was der Mehrheit der Menschen klarmachen könnte, was die Biologie sowieso schon seit über 150 Jahren sagt. Hierzu gehört die Erzeugung einer ausgewachsenen Chimäre (Kreuzung) aus Menschenaffe und Menschen. Im Gegensatz zur Überschrift spricht sich Dawkins aber nicht dafür aus, dies tatsächlich zu tun.
Die Unterschiede zwischen Mann und Frau [9]
Die gibt es nämlich und hier erfährt man einige davon.
Ralf Omlor, Kustor des Botanischen Gartens der Uni Mainz, trägt eines unserer T-Shirts. Dafür verlinken wir einen Artikel über seine Ausstellung.
Diätversagen – sind die Gene schuld? [11]
Zumindest bei wiederholten Diätversagen sind sie das wahrscheinlich schon.
Momentaufnahmen aus der Urzeit [12]
In Bernstein eingeschlossene Insekten dienen nicht nur dazu, Dinosaurier zu klonen, sondern sie sind auch für die Erforschung ihrer Evolution wertvoll.
Allgemeine Gegenseitigkeit ist weit verbreitet [13]
Allgemeine Reziprozität bedeutet, dass man anderen eher hilft, wenn einem selbst geholfen wurde, allerdings unabhängig von den konkreten Helfern. Die Hilfe richtet sich ungezielt an alle. Im Gegensatz zur direkten und indirekten Reziprozität, bei denen man nur bekannten Individuen hilft, von denen man wieder eine Gegenleistung erwarten kann, ist dieses Verhalten im Tierreich weit verbreitet. Die allgemeine Reziprozität kommt bei kleinen und festen Gemeinschafen häufiger vor, bei denen sich die Individuen mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder begegnen.
Sind Vögel doch nicht die Nachfahren der Dinos? [14]
Offenbar waren die Lungen der zweibeinigen Dinosaurier, von denen die Vögel abstammen sollen, zu klein und konnten sich nicht schnell genug zu passenden Lungen entwickeln, wie sie Vögel brauchen. Es soll außerdem Funde von fossilen Vögeln geben, die älter sind als die Dinos, von denen sie abstammen sollen. Einige Forscher gehen deshalb davon aus, dass bestimmte Dinosaurier mit Vögeln einen gemeinsamen Vorfahren teilen, dass aber nicht die Vögel von den Therapoden abstammen. In diesem Artikel ist mal wieder von einem angeblichen „Dogma“ die Rede, laut dem Vögel von Dinosauriern abstammen sollen. Eine solche Wortwahl bekräftigt nur Pseudowissenschaftler in ihrem Verfolgungswahn, laut dem man ihre Thesen nur darum nicht anerkennt, weil sie angeblichen Dogmen widersprechen würden, nicht etwa darum, weil sie nicht durch Belege gestützt werden. Es würde keinen Biologen ernsthaft stören, wenn Vögel nicht von Dinosauriern abstammen, selbst wenn dann ein weiterer Fehler in dem Film Jurassic Park vorkäme, der ansonsten recht beliebt zu sein scheint bei Biologen, förderte er doch die Popularität und Finanzierung ihres Fachgebiets.
Wo Kunst und Paläontologie aufeinandertreffen [15]
Ein Artikel über die Kunst, aus den Schädeln von Urmenschen ihre Gesichter zu rekonstruieren.
Komplexes Schimpansenwerkzeug entdeckt [16]
Schimpansen wurden bei der Herstellung und Benutzung von Haken, Steinkatapulten und komplexen Werkzeugen zur Gewinnung von Honig beobachtet. Zum ersten Mal wurden in einer Studie die Werkzeugbaufähigkeiten von Affen mit der von Steinzeitmenschen verglichen.
AM
Links:
[1] http://www.darwin-jahr.de/sites/darwin-jahr.de/files/story/node-282-456.jpg
[2] http://www.sueddeutsche.de/g5f38a/2919421/Das-Kichern-der-Schimpansen.html
[3] http://www.laborpraxis.vogel.de/forschung-und-entwicklung/grundlagenforschung/articles/190860/
[4] http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30463/1.html
[5] http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30464/1.html
[6] http://www.heise.de/tp/blogs/3/139994
[7] http://www.naturwissenschaftliche-rundschau.de/
[8] http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,614357,00.html
[9] http://www.welt.de/die-welt/article3888475/Der-kleine-Unterschied.html
[10] http://www.allgemeine-zeitung.de/region/kultur/ausstellungen/6941335.htm
[11] http://www.hwelt.de/c/content/view/3978/1/
[12] http://www.ksta.de/html/artikel/1242833479743.shtml
[13] http://www.20min.ch/news/wissen/story/Tiere-helfen-Tieren-21743558
[14] http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-10026-2009-06-10.html
[15] http://www.nytimes.com/2009/06/02/science/02prof.html?_r=3&ref=science
[16] http://dsc.discovery.com/news/2009/06/02/chimpanzee-tool-kit.html