Presseschau | 29.01.2009
Neben der Müll-DNA wurde nun auch Müll-RNA entdeckt. Stecken wir am Ende voller Abfall? Doch wir haben Glück: Der Urvater aller Tiere wurde gefunden. Pech hat dagegen der Naturfilmer Sir David Attenborough: Er bekommt Hasspost von wütenden Gläubigen, weil er den Schöpfer nicht genügend würdigt. Außerdem: Die mysteriöse Existenz von Sauropoden und warum Frauen Babies niedlicher finden als Männer.
Wir können uns von unseren Genen nicht emanzipieren [2]
Im Spiegel-Online-Interview spricht Eckart Voland über die evolutionären Grundlagen der Religion, der Selbstmordattentate und der Vergewaltigung. Außerdem geht es um die Memetik.
Hunderte neuer Arten im Meer entdeckt [3]
In den weitgehend unerforschten Weiten der Meere wurden hunderte neue Arten bei einem unterirdischen Vulkan südlich von Tasmanien entdeckt. Vor allem Freunden von Krabben und Seesternen sei der Artikel empfohlen.
Über das Raubtier im Menschen [4]
Wir kämpfen miteinander um Resourcen und in Krisenzeiten rufen wir nach dem Erlöser. Der Zoologe Adolf Heschl über das Raubtier im Menschen
Geld und der weibliche Orgasmus [5]
Mit reichen Männern haben Frauen früher und häufiger Orgasmen. Die Natur will sie auf diese Weise überzeugen, sich die besten Versorger für ihre Kinder auszusuchen. So viel zur „Bestie Mann“.
Sauropoden waren riesige Pflanzenfresser. Bis zu 40 Meter lang, 17 Meter hoch und 100 Tonnen schwer. Doch wie konnten solche kolossalen Wesen entstehen und wie konnten sie überleben?
Frauen finden Babies niedlicher [7]
Je mehr ein Baby dem Kindchenschema entspricht, desto goldiger wirkt es auf uns. Allerdings gilt das stärker für Frauen bis zu ihren Wechseljahren als für Männer. Letzte schneiden schlechter ab bei der Niedlichkeits-Empfindlichkeit.
Vögel überlebten durch Schlauheit [8]
Nur eine Vogellinie hat die Katastrophe vor 65 Millionen Jahren überlebt. Nach Entdeckung zwei gut erhaltener Hirnschalen wissen wir nun auch, warum: Sie waren intelligenter als die Konkurrenz und konnten sich besser an die neuen Bedingungen anpassen.
Geschichten vom Ursprung des Lebens [9]
Richard Dawkins aktuelles Buch zur Evolutionstheorie kommt bei Rezensenten stehts gut an. Offenbar ist es ihnen lieber, dass er über die Evolution schreibt, als über Gott. Eine aktuelle Besprechung bietet der Humanistische Pressedienst.
Nährwert selbst ermittelt [10]
Schluss mit Nährwerttabellen? Menschen können den Nährwert eines Lebensmittels innerhalb von Millisekunden instinktiv einschätzen. So sind Steinzeitmenschen auch ohne Ernährungsberater ausgekommen.
Schlechte Erinnerungen bleiben länger haften [11]
Das Gute im Leben ist schnell vergessen, schlechte Erinnerungen setzen sich fest. Wer sich rücksichtslos verhält, wird also härter bestraft als jemand belohnt wird, der sich selbstlos für andere einsetzt. Zum Beispiel haben negative Amazon.com-Rezensionen einen gravierenden Einfluss auf die Verkaufszahlen. Komischerweise gilt das nicht für die Politik: Politiker, die sich etwas zu Schulden kommen lassen, werden trotzdem immer wieder gewählt.
Urvater aller Tiere entdeckt [12]
Ein „Trichoplax“ genanntes Wesen hat sich als das fehlende Bindeglied zwischen Ein- und Vielzellern herausgestellt. Es hat auf jeden Fall mehr zu bieten als die langweiligen Pantoffeltierchen. Siehe hierzu auch den Tagesspiegel [13] über die doppelte Entwicklung von Nervensystemen.
Bienen können bis vier zählen [14]
In einem Experiment haben Würzburger Forscher herausgefunden, dass Bienen bis vier zählen können. Auch Menschen können auf den ersten Blick nur vier Objekte sicher erkennen, danach stellen sich Fehler ein. Die Fähigkeit dient unter anderem zur Orientierung, etwa zum Zählen vom Wegmarken.
Künstliche Intelligenz nach Bienen-Vorbild [15]
Computersysteme könnten sich die Bild-Interpolation von Bienen zum Vorbild nehmen, um Gesichter zu erkennen. Forscher arbeiten an Haushaltsrobotern, deren Software von evolutionären Mechanismen Gebrauch macht. So ist mit nur einem kleinen Gehirn eine exakte Umgebungswahrnehmung möglich.
Evolution und Spieltheorie [16]
Der Mathematiker Ulrich Berger, bekannt als Bekämpfer allerlei Pseudowissenschaften, untersucht mit Hilfe der Spieltheorie die „Evolution von Altruismus durch indirekte Reziprozität, basierend auf Reputation“, also Selbstlosigkeit und Zusammenarbeit.
Müll-RNA? [17]
Als ob die Müll-DNA genannten, scheinbar funktionslosen Gene in unseren Zellen, nicht genug wären, wurde nun auch noch Müll-RNA entdeckt. Ob sie vielleicht doch einen Zweck erfüllt, ist unerforscht, auf jeden Fall werden täglich tausende RNA-Schnippsel energieaufwändig hergestellt. Normalerweise dient RNA zum Ablesen des DNA-Stranges und zur Umwandlung der Informationen in Eiweise. Aber die Müll-RNA schwimmt offenbar zwecklos in den Zellen herum.
Sir David Attenborough bekommt Hasspost von Gläubigen [18]
Der bekannte britische Naturfilmer (u.a. „Planet Erde“) beklagt sich über Hasspost, die er von wütenden Christen erhält. Sie beschweren sich darüber, dass er in seinen Dokumentationen Gott nicht würdige. „Die denken immer an schöne Sachen wie Kolibris“, sagt Attenborough, „Ich antworte immer, dass ich an ein kleines Kind in Ostafrika denke, in dessen Augapfel sich ein Wurm gräbt. Diese Wurmart kann nur überleben, wenn sie sich durch Augäpfel frisst. Ich finde es schwierig, das mit der Idee eines erhabenen und guten Schöpfers zu vereinbaren.“ Über die Evolution sagt Sir Attenborough: „[Sie] ist keine Theorie; sie ist ein Fakt; in jeder Hinsicht genauso wie es ein Fakt ist, dass Wilhelm der Eroberer im Jahre 1066 n. Chr. landete.“
ID bald im Bio-Unterricht – schon wieder! [19]
Nach dem Bundesstaat Louisiana [20] soll nun auch in Texas der Biologie-Lehrplan geändert werden, um „Schwächen in der Theorie“ aufzunehmen. Wie Kevin Fisher von der Science Teachers Association anmerkt, sind diese „Schwächen“ Jahrzehnte alt und wurden schon mehrmals widerlegt. Natürlich interessiert das niemanden, weil 7 von 15 Sitzen im Bildungsausschuss von Konservativen besetzt sind, deren kreationistische Agenda von Governeur Rick Perry unterstützt wird. Es sieht nicht gut aus.
Evolution in Aktion: Eidechsen fliehen vor Feuerameisen [21]
Amerikanische Eidechsen entwickeln einen Abwehrmechanismus gegen Feuerameisen. Einige Individuen schütteln die giftigen Ameisen ab und rennen weg, während andere sich noch nicht auf den neuen Feind eingestellt haben. Raten Sie einmal, wer sich häufiger fortpflanzt?
AM
Links:
[1] http://www.darwin-jahr.de/sites/darwin-jahr.de/files/story/node-184-236.JPG
[2] http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,602913,00.html
[3] http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29578/1.html
[4] http://derstandard.at/?url=/?id=1231152746560
[5] http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/;art1117,2713916
[6] http://www.ksta.de/html/artikel/1231945319996.shtml
[7] http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/299736.html
[8] http://www.faz.net/s/Rub80665A3C1FA14FB9967DBF46652868E9/Doc%7EEA80FCA52F368454AB04C15176C9E4B3C%7EATpl%7EEcommon%7EScontent.html?rss_googlefeed
[9] http://hpd.de/node/6232
[10] http://www.nzz.ch/nachrichten/international/gehirn_naehrwert__1.1787743.html
[11] http://www.swissinfo.ch/ger/startseite/Schlechte_Erinnerungen_bleiben_laenger_haften.html?siteSect=106&sid=10230531&cKey=1232973678000&ty=st
[12] http://www.fuldaerzeitung.de/newsroom/wissen/zentral/wissen/art680,789876
[13] http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/Evolution-Stammbaum-Nervensystem;art304,2716827
[14] http://www.epochtimes.de/articles/2009/01/28/399715.html
[15] http://diepresse.com/home/techscience/wissenschaft/447441/index.do?_vl_backlink=/home/techscience/index.do
[16] http://derstandard.at/?url=/?id=1231153051146
[17] http://www.wissenschaft-online.de/artikel/980170
[18] http://www.telegraph.co.uk/culture/tvandradio/4345830/Sir-David-Attenborough-I-get-hate-mail-telling-me-to-burn-in-hell-for-not-crediting-God.html
[19] http://www.nytimes.com/2009/01/22/education/22texas.html?_r=3
[20] http://blogs.sciencemag.org/scienceinsider/2009/01/louisiana-creat.html
[21] http://www.sciencedaily.com/releases/2009/01/090121123041.htm