
Presseschau | 13.11.2009
Wurde das Genom von Orks endlich entschlüsselt? Sollten wir Hunde essen? Evolvieren wir noch immer? Und: Ist der Mensch doch etwas Besonderes? Fragen über Fragen, außerdem basteln Wissenschaftler an künstlichen Penisen.
Seit Kaiser Wilhelm II. ist China-Bashing fester Bestandteil der deutschen Kultur. Gerne wird in vollster Erhabenheit darauf verwiesen, dass sie in China Hunde essen und wir das nicht tun. Eigentlich essen Chinesen nicht generell Hunde, aber dafür essen wir Schweine, die wir auf eine so grausame Art und Weise halten, dass sie psychische Störungen bis hin zum Kannibalismus entwickeln, bis wir sie endlich verspachtelungsmäßig aus ihrem leidvollen Dasein erlösen. Was es nun sein soll, das Hunde qualitativ derart von Schweinen unterscheidet, dass wir die eine Art essen dürfen und die andere nicht, wird das ewige Geheimnis der Wilhelmianer bleiben. Schließlich sind beide Arten sehr intelligent und in höherem Maße leidensfähig.
Wenn es um den Umweltschutz geht, könnten wir allerdings genausogut unsere Hunde essen, denn wie Brenda und Robert Vale herausgefunden haben, sind Hunde mehr als doppelt so umweltschädlich wie ein Toyota-Geländewagen, vergleicht man, was sie jährlich an Energie verbrauchen. Dazu kommt, dass Hunde auch Futter mit Schweinefleisch darin essen.
Ein FOXP 2 genanntes Gen ist mitverantwortlich für die menschliche Sprachfähigkeit. Das Gen steuert eine Reihe weiterer Gene und kommt auch bei Schimpansen vor, wobei sich die menschliche Version des Gens allerdings in zwei Aminosäuren von der Schimpansen-Fassung unterscheidet, was dramatische Auswirkungen hat.
Hai rettet Hai-Babys mit „Kaiserschnitt“ [4]
Ein Hai hat einer Artgenossin in einem neuseeländischen Aquarium in den Bauch gebissen und auf diese Weise zwei Hai-Babys auf dem Weg in die Freiheit verholfen. Der Biss hat dem Nachwuchs wahrscheinlich das Leben gerettet. Die Mutter ist wohlauf.
Zwei Beine oder vier Beine? [5]
Das ist hier die Frage. Sauropomorphe hatten zwei Beine und haben sich dann zu Sauropoden (z.B. Brachiosaurus) mit vier Beinen entwickelt. Es geht also auch andersherum.
Der Biologe und Theologe Christian Kummer verteidigt Richard Dawkins und die Evolutionstheorie gegen Kardinal Meisner: „Jeder Biologe – ob er glaubt oder nicht – ist doch hingerissen vom Gegenstand seiner Forschung. Was immer wir Neues über das Leben lernen, es macht die Dinge staunenswerter, als sie vorher waren. 'Kein Wunder, bei dem Chef', mag sich der gläubige Biologe da im Stillen denken.“
Das ist zwar schön, aber Sinn ergibt diese Haltung nicht. Was ist denn das für ein Chef, der den Homo Sapiens 100 000 Jahre lang hilflos wilden Tieren, Krankheiten und Naturkatastrophen aussetzt und der nur mit verschränkten Armen zusieht, wie seine geliebten Menschen leiden, bis er vor 2000 Jahren endlich entscheidet, dass es doch einmal Zeit wird, einzugreifen und dies tut, indem er in der rückständigsten Region des Mittleren Ostens seinen Sohn an ein Holzkreuz nageln lässt? Und um das zu vollbringen, musste er erst die Dinos erschaffen und dann einen großen Stein auf sie kicken, damit sie für Jesus Platz machen. „Kein Wunder, bei dem Chef“ – wahrscheinlich ist dieser Chef aus einer psychiatrischen Anstalt geflüchtet.
Die Evolution des Menschen ist keineswegs zu Ende. Jetzt wissen Sie Bescheid.
Genom von Orks entschlüsselt? [8]
„Die Wissenschaft bei Tolkien“ heißt ein neues Buch von Henry Gee, in der er über die mögliche Biologie von Tolkiens Fantasiewesen spekuliert. Welche Gene führen zum Fußhaarwuchs der Hobbits?
Englische Presse
Vögel verwechseln Straße mit Wasser [9]
In Neuseeland haben Vögel, verwirrt durch die grellen Lichter, eine Straße mit seichtem Wasser verwechselt. Sie steuerten auf die Straße zu und knallten dagegen. Zum Glück wurden die Vögel nicht schwer verletzt, sondern nur betäubt.
Die Einmaligkeit des Menschen [10]
Nachdem wir unsere Leser lange genug damit genervt haben, dass sie Affen sind, verlinken wir auch mal eine Vorlesung über das, was Menschen von anderen Tieren unterscheidet.
Künstliche Penise [11]
Der Traum eines jeden penislosen Mannes rückt nun in greifbare Nähe. Forscher haben funktionierende Hasenpenise aus den Zellen der Tiere erzeugt.
Würmer in Weltall [12]
Einige Wissenschaftler stehen offenbar auf komplett sinnlose Tierversuche. Die NASA hat sich eine Beschäftigungstherapie ausgedacht, laut der sie alle möglichen Tiere in den Weltall schicken und sehen, wie ihnen das bekommt. Diesmal tun sie das mit Würmern, um sich die Zurückbildung ihrer Muskeln in der Schwerelosigkeit anzusehen. Das könnten sie mit ihren Astronauten zwar auch tun, zudem Tierversuche schlecht auf den Menschen übertragbar sind, aber hauptsache mal wieder was in den Weltraum geschossen, das vorher noch nicht da war. Ein kleines Kriechen für einen Wurm, aber eine große PR für die NASA.
AM
Links:
[1] http://www.darwin-jahr.de/sites/darwin-jahr.de/files/story/node-351-598.jpg
[2] http://magazine.web.de/de/themen/wissen/klima/9291030-Fiffi-vermasselt-die-Oekobilanz.html
[3] http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31484/1.html
[4] http://www.suedkurier.de/news/panorama/panorama/art410967,4028270
[5] http://www.welt.de/die-welt/wissen/article5166623/Wie-aus-Dinos-mit-zwei-Beinen-wieder-Vierfuesser-wurden.html
[6] http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/2058108_Interview-mit-Theologe-Kummer-Die-Evolution-ist-ein-Segen.html
[7] http://derstandard.at/fs/1256744238750/Evolution-des-Menschen-keineswegs-abgeschlossen
[8] http://www.abendblatt.de/kultur-live/article1259690/Welche-Lebenserwartung-hat-ein-Hobbit.html
[9] http://www.abc.net.au/news/stories/2009/11/12/2740625.htm
[10] http://richarddawkins.net/articles/4595
[11] http://www.theglobeandmail.com/life/health/researchers-create-working-penises-for-rabbits-from-cells/article1358365/
[12] http://www.telegraph.co.uk/science/science-news/6515725/Worms-in-space.html