Evolution | 10.12.2008

Begriffserklärungen

 

Saltationismus

Auffassung, wonach die Evolution Sprünge macht. Vor allem für die Entstehung jeweils neuer „Baupläne“ (z. B. Insekten, Wirbeltiere usw.) wurden immer wieder „Typensprünge“ angenommen. Diese Annahme erweist sich heute als nicht mehr vonnöten, zumal das Problem unterschiedlicher Evolutionsgeschwindigkeiten im wesentlichen geklärt ist. Relativ lange oder relativ schnelle Evolution stehen nicht im Widerspruch zur → Selektionstheorie.

Selektionstheorie

Ursprünglich Darwins Theorie der Veränderung der Arten durch Selektion oder natürliche Auslese. Aus der Fülle individueller Varianten einer Art bevorzugt die Selektion diejenigen, die, bildhaft gesprochen, am besten ins Bühnenbild der Evolution passen und eliminiert andere. Die Selektionstheorie hat seit Darwin mehrmals wichtige Ergänzungen und Erweiterungen erfahren (→ Neodarwinismus, Synthetische Theorie). Heute setzt sich auf breiter Front die (schon von Darwin anvisierte) Idee durch, dass Selektion nicht nur von Seiten der Außenwelt auf Lebewesen einwirkt, sondern auch als innere Selektion zur Wirkung kommt. Darunter versteht man die Gesamtheit der Konstruktions- und Funktionsbedingungen der Lebewesen, die deren eigene Entwicklungsmöglichkeiten einschränken. Pointiert gesagt: Bei ihren jeweiligen Veränderungen haben die Organismen selbst ein Wörtchen mitzureden.

Sexuelle Selektion

Geschlechtliche Zuchtwahl. Eine Form der natürlichen Auslese, auf die bereits Darwin verwiesen hat. Dabei handelt es sich um die Förderung von Signalstrukturen im Dienste der Partnerfindung. Solche Strukturen äußern sich etwa in "Prachtkleidern" (bei Paradiesvögeln). Ein eindrucksvolles Beispiel sind auch die zu einem "Rad" formbaren Schwanzfedern beim Pfau.

Sozialdarwinismus

Ideologische Fehldeutung der → Selektionstheorie Darwins im normativen Sinn. Der Sozialdarwinismus interpretiert Darwins Theorie als „Recht des Stärkeren“. Dabei wird Darwin sozusagen auf den Kopf gestellt. Er verstand seine Theorie als naturwissenschaftliche Theorie des Artenwandels und hat nie behauptet, dass die natürliche Auslese als Vorbild bei der Gestaltung menschlicher Gesellschaften dienen könne.

Soziobiologie

Studium des Sozialverhaltens der Lebewesen (einschließlich des
Menschen) auf evolutionsbiologischer und genetischer Grundlage.
Aus der Sicht der Soziobiologie ist soziales Verhalten, auch
in seinen komplexen Formen des Moralverhaltens, ein Ergebnis
der Evolution durch natürliche Auslese. Im Gegensatz zur
klassischen Verhaltensforschung geht die Soziobiologie davon
aus, daß das (soziale) Verhalten nicht dem Artwohl, sondern
dem Individuum und seiner erfolgreichen Fortfplanzung dient.
Daher kann sie auch das Töten von Artgenossen (vor allem
Kindestötung) plausibel erklären.

Synthetische Theorie

„Moderne Synthese“. Nach dem → Neodarwinismus erneute Erweiterung der Theorie Darwins in den späten 1930er und frühen 1940er Jahren. Die Synthetische Theorie war eine Synthese aller damals relevanten biologischen Disziplinen, vor allem eine Erweiterung der → Evolutionstheorie um Aspekte der Populationsbiologie bzw. Populationsgenetik.