Rezension | 16.11.2012

Zivilisation in der Sackgasse

Darwin-Jahr Bild

Der Evolutionsbiologe Franz M. Wuketits widmet sich ein seinem neuen Buch Zivilisation in der Sackgasse einer überaus spannenden Fragestellung. Leben wir denn in unserer zivilisierten Welt  eigentlich noch artgerecht? Die Antwort lautet ziemlich eindeutig Nein. Was Wuketits anhand ausgesuchter Beispiele belegen kann. 

Gerade im Bereich der Arbeitswelt wird es immer offensichtlicher, dass wir Menschen den stetig ansteigenden Anforderungen kaum noch gewachsen sein können. Die permanente Überlastung in Beruf und Familie, bei oftmals gleichzeitig auch noch immer schlechterer Bezahlung fordert ihren Tribut. Die Folgen sind dann Depressionen und Burnout. Um den Anforderungen im Beruf gerecht zu werden, müsste der Mensch eigentlich eine Maschine sein, das ist er aber nicht. Viele Arbeitgeber dürfte das gleichwohl jedoch wenig interessieren. Auch findet es Wuketits problematisch, dass für Menschen in Großbetrieben auch der Bezug zu den Früchten ihrer Arbeit fehlt. Übrigens ein Problem, auf das schon Karl Marx hingewiesen hat und das auch Adam Smith erkannt hatte. 

Aber nicht nur unsere Arbeitswelt bringt Probleme mit sich. Auch unser Gemeinwesen und unser Leben in immer größer werdenden Ballungszentren sind kaum mit unserem evolutionären Erbe in Einklang zu bringen. Ist der Mensch von Natur aus doch eher ein Kleingruppenwesen, dass seinen eigenen kleinen Mikrokosmos braucht und das mit zu vielen Kontakten mit anderen Menschen auch überfordert ist. Nicht ohne Grund pflegen wir auch heute noch in Facebookzeiten nur mit wenigen Menschen einen wirklich intensiven Kontakt. 

Das Stichwort Facebook führt dann auch noch zu einem anderen Thema des Buches, nämlich der Probleme, welche die permanente Erreichbarkeit und die immer schneller werdende Beschleunigung unseres Lebens mit sich bringen. Auch hier stellt Wuketits fest, dass unser modernes Kommunikationsverhalten kaum artgerecht ist. Der Mensch kann eben nicht permanent auf Abruf bereitstehen. Wir müssen ausreichend schlafen und auch Zeit für Müßiggang haben. Oder wie Wuketits - für einen Wiener wenig überraschend - empfiehlt, man solle sich statt einen Coffee to go zu nehmen doch besser in ein Kaffeehaus setzen. 

Doch was soll man nun tun, um ein artgerechteres Leben wieder zu ermöglichen? Einer Revolution erteilt Wuketits eine Absage. Zu oft hätten diese nun gerade nicht die erwünschten Verbesserungen gebracht. Aber eine Rebellion, so Wuketits, die sei überfällig. 

Fazit: Franz Wuketits hat sich einer spannenden Frage genähert. Das leicht zu lesende und kurzweilige Buch macht einen ersten Schritt zu einem notwendigen Umdenken im Bezug auf unsere Lebensgestaltung. Wollen wir wirklich uns permanent nach den Gesetzen eines nebulösen Marktes zu Tode schuften? Nach der Lektüre von Wuketits Buch ist der Rezensent darin bestärkt, dagegen tatsächlich zu rebellieren. 

Eine Buchbesprechung von Frank Welker zum Buch von Franz Wuketits: Zivilisation in der Sackgasse