Presseschau | 26.02.2010

Die Welt ist kompliziert

 

Wo die Klugheit sitzt

Vor diesem Bildschirm. Und in unserem Gehirn befinden sich die für Intelligenz zuständigen Areale in einem weitverzweigten Netzwerk im Stirn- und Scheitellappen. Demnach ist nicht das Gesamtgehirn mit der Erzeugung von Intelligenz befasst. Die Befunde stützen die „parieto-frontale Integrations-Theorie“ der Intelligenz, laut der sie davon abhängt, „verschiedene geistige Leistungen miteinander in Zusammenhang zu bringen“, so Neurowissenschaftler Ralph Adolphs.

 

Gott Vater

Kleine Kinder lernen eher von Erwachsenen als von ihren Altersgenossen und akzeptieren die Anweisungen der Großen als die Wahrheit, wie eine neue Studie bestätigt. Die Kinder korrigieren sogar ihre Altersgenossen, wenn diese sich nicht an die Regeln halten, welche die Erwachsenen vorgegeben haben. Also ist es in der Tat wichtig, Kindern ein gutes Beispiel zu sein. Und vielleicht auch sich selbst.

 

Unser Gehirn ist gerecht

Die Gerechtigkeit sitzt nicht auf einer Wolke, sondern in unserem Gehirn. Genauer im Präfrontalen Cortex und im Striatum. Dort, so hat eine aufwändige Studie mit 40 Teilnehmern, die man in die Röhre gesteckt hat (Magnetresonanztomographie) gezeigt, ist eine stärkere Aktivität zu verzeichnen, wenn jemand ungerecht behandelt wird. Bei einem Geldspiel missgönnten Arme den Reichen ihre Gewinne, wobei sich Reiche freuten, wenn die Armen gewannen und sich die Einkommensunterschiede verringerten. Arme Spieler freuten sich mehr, wenn sie Geld erhielten als wenn andere Geld erhielten. Bei Reichen war es umgekehrt, es sei denn, sie spielten gegen andere Reiche. Insgesamt ist unser Gerechtigkeitsempfinden auf geringe Einkommensunterschiede ausgelegt. Dies erklärt, warum eine ganze Reihe von Gesellschaftskrankheiten mit großen Einkommensunterschieden korrelieren: Kindersterblichkeit, geringe Lebenserwartung, Geschlechtskrankheiten, Teenagergeburten, Gewaltverbrechen, Korruption, psychische Störungen und Verluste in der Biodiversität. Außerdem steigt mit den Einkommensunterschieden die Religiosität einer Gesellschaft.

 

Hirnregion für Begeisterung für Hirnregionen entdeckt

Nun wurde endlich auch die Hirnregion entdeckt, die Menschen dazu veranlasst, bunte Gehirnbilder für irgendwie wissenschaftlich oder relevant zu halten, auch wenn sie das gar nicht sind – übrigens tun sie das wirklich, so das Ergebnis einer echten Studie von 2008. Eine andere Studie aus dem selben Jahr hat gezeigt, dass ein zusätzlicher Satz über das menschliche Gehirn den selben Effekt hat. Offenbar gibt es eine Art von Gehirn-Aberglauben, laut dem man nur das Gehirn erwähnen muss, um unsinnige Aussagen über die menschliche Natur überzeugend klingen zu lassen (das war übrigens kein Tipp).

 

Was tun, wenn Eltern spinnen?

Sind die Eltern psychisch krank, ist das auch eine Belastung für ihre Kinder. Ein Lehrer sollte sich um sie kümmern oder der Schulpsychologe. Wenn abwertende Sprüche von anderen Schülern kommen, etwa, dass die Eltern „spinnen“, so kann man dies als Lehrer nutzen, um über psychische Krankheiten aufzuklären.

 

Hundegulasch und Kätzchenbraten

Warum existieren Nahrungstabus? Dem Ethnologen Christoph Antweiler (auch in unserem Komitee vertreten) zufolge, dienen Nahrungstabus zur Abgrenzung. Was die andere Gruppe isst, wird als „eklig“ definiert und so konstruiert man ein „wir“-Gefühl für die eigene Gruppe, die im Gegensatz zu den Chinesen keine Hunde isst (aber stattdessen Schweine, die ähnlich leidensfähig sind). Am sinnvollsten wäre es, wenn nur giftige Nahrung und vielleicht besonders leidensfähige Tiere als Tabu gelten würden. Dies würde auch die Anpassungsfähigkeit an neue Umwelten erhöhen, da man es nicht unterlassen müsste, etwas zu essen, was man aus biologischer Sicht ruhig essen kann. Auch interessant: Dieser Artikel bei Focus wurde nur mit 2 von 5 Sternen bewertet, was wohl daran liegt, dass die Leser entweder den Gedanken an Kätzchenbraten für geschmacklos hielten oder die Aufklärung über ihre albernen Nahrungstabus. Beides keine guten Gründe. Wir fordern: Ab sofort 5 Sterne für gute Wissenschaftsartikel!