Philosophie | 02.09.2009
Der pantheistische Gott ist die natürliche Welt, nur eben vergöttlicht. Für Pantheisten wie Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller bedeutete die Vergöttlichung der Welt, dass die Welt etwas wirklich Tolles ist, das es wert erscheint, vergöttlicht zu werden. Sie teilten eine idealistische Vorstellung von der Natur, in der alles harmonisch am rechten Platze sitzt.
Diese Vorstellung ist angesichts der Erkenntnisse der Evolutionstheorie kaum mehr vertretbar. Hier tut sich vielmehr ein Bild der Natur auf, das zwar nicht vollständig negativ ausfällt, das aber mit viel sinnlosem Leid verbunden ist. Die allermeisten Arten, die je existierten, sind ausgestorben. Die Tiere fressen sich gegenseitig auf, sie sterben an Naturkatastrophen und Nahrungsmangel auf qualvolle Weise. Das ist beim besten Willen keine harmonische Natur, die sich hier auftut.
Versteht man den Pantheismus dagegen wie Albert Einstein und Richard Dawkins, ist das Konzept schon plausibler, so schrieb Einstein: „Ich glaube an Spinozas Gott, der sich in der gesetzlichen Harmonie des Seienden offenbart, nicht an einen Gott, der sich mit Schicksalen und Handlungen der Menschen abgibt.“
Die Harmonie leitet sich hier von der (Natur-)Gesetzlichkeit des Seienden ab. Richard Dawkins stimmt dem zu: „Im Einsteinschen Sinn bin auch ich ein tief religiöser Mensch.“
Trotzdem erscheint es kaum zweckmäßig, hier von "Theismus" zu sprechen, wenn Gott einfach mit der Welt identisch ist, mag diese Welt auch noch so ehrfurchtsgebietend sein. Immerhin: Der pantheistische Gott ist gut zu vereinbaren mit der Wissenschaft (wobei man die harmonische Gesetzlichkeit der Welt angesichts rätselhafter Phänomene im Quantenbereich bezweifeln kann. Vielleicht ist es eher eine neutrale Gesetzlichkeit?).
Darum bekommt der pantheistische Gott von mir 6/10 Punkte auf der Plausibilitäts-Skala. Er ist es also gerade so wert, dass man sich näher mit ihm befasst. Gut gemacht, Gott!