Soziologie | 06.11.2010

Warum haben Gläubige mehr Kinder?

 

Die traditionelle Familie ist der Grund

Demnach wäre eine konservative Einstellung gegenüber Ehe und Kindern der Grund dafür, warum Gläubige mehr Kinder haben als liberale Atheisten. Nun können Liberale entweder die traditionelle Haltung in dieser Frage übernehmen, oder sie müssen einen Weg finden, wie sie ihren modernen Lebensweg mit Kinderreichtum verbinden können.

Kinder sind eine große Investition, die gerade dann viel Vertrauen erfordert, wenn sich Paare ohne lange Kennenlernzeit für sie entscheiden. Es ist kaum zu sehen, wie Liberale mit ihren aktuellen Modellen wie Patchworkfamilien dagegen ankommen wollen. Ob es möglich ist, viele Kinder aufzuziehen, wenn beide Partner arbeiten und sich die Arbeit mit der Kinderaufzucht irgendwie teilen, vielleicht wenn sie obendrein Gebrauch von Ganztagsschulen und Kinderkrippen machen, ist schwer zu sagen. In Ländern wie Frankreich und in den skandinavischen Ländern funktioniert das mit einem Maximum an staatlicher Förderung gerade so und auch nicht vollkommen erfolgreich, da auch dort Konservative und insbesondere in Parallelgesellschaften lebende Fundamentalisten mehr Kinder haben als Liberale.

Warum ist das überhaupt wichtig? Weil das hier geschehen könnte, wenn liberale Gläubige und Atheisten nicht gegensteuern. Außerdem muss eine Gesellschaft so gestaltet sein, dass sie sich selbst erhalten kann. Die Komplexität der modernen Zivilisation erfordert ein hohes Maß an Arbeitsteilung. Das demografische Problem in Deutschland läuft auf ein Mangelangebot an qualifizierten Arbeitskräften hinaus, welche die moderne Welt am Laufen halten könnten, etwas, das gerade im Interesse liberaler Atheisten liegen sollte.

Wenigstens ist der Glaube an Gott offenbar selbst kein Selektionsvorteil und somit auch nicht direkt in der menschlichen Natur verankert.


AM
 

Quellen: Epiphenomenon

Berghammer, C. (2010). Family Life Trajectories and
Religiosity in Austria European Sociological Review DOI: 10.1093/esr/jcq052