Psychologie | 12.09.2010

Die Unterdrückung der Intelligenzforschung

 

Intelligenz im Alltag

Ethnie aus einem anderen JahrhundertFunktionale Analphabetisten können lesen und ein paar Worte schreiben, aber sie sind nicht in der Lage, den Sinn eines Textes zu erfassen und geschriebene Anordnungen praktisch umzusetzen. In Deutschland sind über 6,3% der Erwachsenen und 10% der Jugendlichen vom funktionalen Analphabetismus betroffen (Quelle: Bundesverband Alphabetisierung). Der Anteil an Migranten (insbesondere türkischen) mit diesem Problem ist größer. In den USA, wo exaktere Zahlen vorliegen, erreichten 1992 40% der weißen Erwachsenen und 80% der schwarzen Erwachsenen nicht mehr als Level 2 der Lesefähigkeit. 14% der Weißen und 40% der Schwarzen kommen nicht über Level 1 hinaus.

Was bedeutet das? Menschen auf dem Niveau von Level 1 können mit 80%iger Wahrscheinlichkeit Aufgaben erfüllen, die dem Schwierigkeitsgrad entsprechen, das Ablaufdatum auf einem Führerschein zu verorten und einen Einzahlbeleg zu summieren. Level 2 bedeutet, dass man den Preisunterschied zwischen zwei Eintrittskarten ermitteln kann und dass man in der Lage ist, die Hintergrundinformationen für den Antrag einer Sozialversicherungskarte auszufüllen. Auf Level 3 kann man einen kurzen Brief schreiben, der einen Fehler auf einer Kreditkartenrechnung erläutert und man kann mit einem Flugplan eine Reise planen.

Besonders heikel: Die 40% der Weißen und 80% der Schwarzen, die nur bis zu Level 2 gelangen, sind laut dem Education Goals Panel wahrscheinlich nicht in der Lage "die Rechte und Verantwortungen eines Bürgers voll auszuüben".

Und es wird schlimmer: 26% der ambulanten Patienten in einer Untersuchung der NAAL konnten nicht mit Hilfe einer schriftlichen Sprechstundenvereinbarung (z.B. "Nächster Termin: Dienstag, 14.09.2010, um 14:00 Uhr") ausmachen, wann sie wieder zum Arzt gehen müssen. 42% haben die Anweisung nicht verstanden, dass sie Medizin nicht auf leeren Magen nehmen sollen. Schätzungen zufolge werden in den USA etwa die Hälfte der Medikamente falsch eingenommen.

Ein anderes Beispiel für die Bedeutung des IQ im Alltag: Männer mit einem IQ von 80-85 sterben dreimal so häufig durch einen Autounfall als Männer mit einem IQ von 100 bis 115. Der IQ im jugendlichen Alter hat sich in einer großen Studie mit australischen Veteranen als bester Prädiktor für Sterblichkeit im Alter von 40 Jahren herausgestellt, unabhängig von der Art des Todes (vgl. Gottfredson 2005).

In dem Essay von Sven Nickel vom Bundesverband Alphabetisierung werden die Begriffe "Gene", "Vererbung" und "Natur" nicht einmal erwähnt, obwohl die Veranlagung ein starker Faktor, vielleicht der Hauptfaktor ist, warum viele Menschen nicht lesen können und wenn, warum sie das Gelesene kaum verstehen können. Nickel erwähnt ausschließlich soziale Faktoren wie persönliche Unsicherheit und schlechte Familienbedingungen, die wahrscheinlich eine untergeordnete Rolle spielen. Das ist zwar gut gemeint, aber letztlich ein Tritt ins Gesicht unserer Mitmenschen, die es sowieso schon im Leben am schwersten haben.

Tatsache ist: Wir müssen endlich anerkennen, dass manche Menschen niemals der nächste Einstein sein werden. Die Idee, jeder könnte alles erreichen, wenn er nur wollte, ist eine Form von Psychoterror. Wer Tod eines Handlungsreisenden von Arthur Miller kennt, der kann sich vielleicht besser vorstellen, welche Tragödien die Lebenslüge auslösen kann, die Lüge, die gerade bei unserer Elite so weit verbreitet ist. Die Lüge vom unbeschriebenen Blatt.