Kosmologie | 18.08.2010

Stephen Hawking und Gott

Hawkings neues Universum © Kosmos-Verlag

Am 7. September 2010 erscheint das neue Buch von Stephen Hawking: Der große Entwurf. Darin beschreibt der berühmteste gegenwärtige Kosmologe seine Sicht der Welt. Auf die Frage nach Gott geht er nur kurz ein. Der Philosoph Rüdiger Vaas, der mit Hawking schon mehrfach gesprochen hat, widmet in seinem aktuellen Buch Hawkings neues Universum – Wie es zum Urknall kam dem Thema dagegen ein ganzes Kapitel. Hier ein Auszug.

Von Rüdiger Vaas

"Die meisten Menschen sind zu der Überzeugung gelangt, Gott habe dem Universum gestattet, sich nach einer Reihe von Gesetzen zu entwickeln, und er enthalte sich jedes Eingriffs, um diese Gesetze nicht außer Kraft zu setzen. Gott sei aber immer noch nötig gewesen, um das Uhrwerk aufzuziehen und über den Anfang zu entscheiden. Solange das Universum einen Anfang hat, können wir annehmen, dass es auch einen Schöpfer gibt", schrieb Hawking in seiner Kurzen Geschichte der Zeit. "Doch wenn das Universum wirklich völlig in sich selbst abgeschlossen ist, wenn es wirklich keine Grenze und keinen Rand hat, dann hätte es auch weder einen Anfang noch ein Ende: Es würde einfach sein. Wo wäre dann noch Raum für einen Schöpfer?"

Diese Frage sorgte für viele Diskussionen und Aufgeregtheiten. Theologen weigern sich selbstverständlich, Gott auf eine "Anfangsbedingung" des Universums zu reduzieren, und die meisten Gläubigen sind davon überzeugt, dass Gott auch mit der Welt in Wechselwirkung steht –­ etwa Gebete erhört oder Wunder bewirkt. Wie das physikalisch vor sich gehen soll, bleibt zwar ein Rätsel (oder Wunder), aber mit diversen metaphysischen Annahmen oder Thesen lässt sich so etwas immer irgendwie begründen oder auf die unergründlichen Ratschlüsse Gottes abwälzen. Insofern kann die Physik Gott nicht aus dem Universum vertreiben. Auch nicht mit Hawkings Modell.