Kosmologie | 18.08.2010

Stephen Hawking und Gott

 

Bibelschmuggel und Wunschdenken

 Hörsaal-Gebäude von Hawkings Wirkort in Cambridge © Rüdiger VaasEine andere Art von Gott hat in Hawkings Weltbild keinen Platz. Das heißt freilich nicht, dass er per se religionsfeindlich ist, auch wenn sein Atheismus mit ein Grund gewesen sein mag, dass seine Ehe mit der gläubigen Jane Hawking zerbrach. Im Gegenteil, Hawking hatte im Kalten Krieg in seinem Rollstuhl angeblich Bibeln nach Russland geschmuggelt, um dort Baptisten zu unterstützen. Und er half der jüdisch-orthodoxen L'Chaim-Gesellschaft, sich in Cambridge zu etablieren, auch wenn er den religiösen Lehren sehr reserviert gegenübersteht.

"Es ist gut möglich, dass Gott auf eine Weise handelt, die nicht mit wissenschaftlichen Gesetzen beschrieben werden kann", räumt er ein. "Aber in diesem Fall bleibt nur persönlicher Glauben übrig." Doch das ist wohl einfach bloß Wunschdenken.

Für die Annahme eines fürsorglichen Schöpfers sieht Hawking jedenfalls keinen Grund: "Wir sind so unbedeutende Kreaturen auf einem kleinen Planeten eines sehr durchschnittlichen Sterns in den Außenbezirken von einer Galaxie unter 100 Milliarden anderen im beobachtbaren All. Daher ist es schwer, an einen Gott zu glauben, der sich um uns kümmert oder auch nur unsere Existenz bemerkt."

 

Hawkings neues Universum © Kosmos-VerlagDer Wissenschaftsphilosoph Rüdiger Vaas, gbs-Beirat und im Komitee dieser Website, ist Astronomie-Redakteur beim Monatsmagazin bild der wissenschaft und Verfasser zahlreicher Publikationen zur modernen Kosmologie.

In seinen beiden Büchern

• Hawkings neues Universum – Wie es zum Urknall kam. Raum, Zeit und Ewigkeit (erschienen als Hardcover im Kosmos-Verlag, Stuttgart 2010, 5. aktualisierte Auflage, und als Taschenbuch im Piper-Verlag, München 2010) sowie

• Tunnel durch Raum und Zeit – Von Einstein zu Hawking. Schwarze Löcher, Zeitreisen und Überlichtgeschwindigkeit (erschienen im Kosmos-Verlag, Stuttgart 2010, komplett überarbeitete und wesentlich erweiterte 3. Auflage)

hat er Leben und Werk von Stephen Hawking, aber auch die Hintergründe, Probleme und Konsequenzen ausführlich und allgemeinverständlich beschrieben.