Philosophie | 22.07.2010

Shrek hatte recht

 

Die falsche Alternative

Ohne Kinder war alles gut

Das zentrale Problem der filmischen Argumentation liegt in einem Phänomen begründet, das in der Philosophie als „falsche Alternative“ bekannt ist. Es werden uns zwei Optionen präsentiert und wir sollen die bessere wählen. Bereits das hat nichts mit der Realität zu tun, schließlich gibt es tausende, Millionen denkbare Alternativen und nicht nur zwei.

Im Film sieht die Lage so aus: Entweder Shrek muss auf drei Kinder aufpassen und ihnen seine gesamte Zeit widmen, oder das Land wird von einem grausamen Diktator beherrscht, seine Freunde kennen ihn nicht und seine Frau liebt ihn nicht. Die für reale Paare bedeutsame Alternative lautet jedoch: Entweder ich muss auf eine frei wählbare Zahl von Kindern mit einem frei wählbaren Altersunterschied aufpassen (je nachdem, wann ich sie zeuge), während ich bis zu einem gewissen Grade selbst entscheide, wieviel Zeit ich in diese Aufgabe investiere, oder ich muss das nicht und kann mich stattdessen ganz meinem Partner und meinem eigenen Leben widmen. Die Alternative lautet nicht „Vater sein oder ein Leben unter dem Tyrannen Rumpelstilzchen“, sondern „Vater sein oder kein Vater sein“.

Es braucht niemanden zu verwundern, dass Shrek zur Einsicht gelangt, dass ein Leben als Vater, mit Frau und Freunden besser ist als ein Leben in einer Diktatur, ohne Frau und ohne Freunde. Natürlich ist es das. Die Filmemacher fragen uns allen ernstes: Wollt ihr lieber Kinder zeugen oder ab nach Nordkorea? Was für ein Strohmann!

Man hätte die Aussage des Filmes nur dann ernstnehmen können, wenn Shrek in seinem alternativen Leben so wie in Teil 2 der Reihe dagestanden wäre: Mit Fiona, aber ohne Kinder. Und Fans der Reihe werden sich erinnern: Dieses Leben war absolut traumhaft!

Komischerweise scheint Fiona im vierten Teil vollkommen glücklich mit ihrem Leben als Mutter zu sein, was sie am Ende von Teil 3 nicht ist, wo sich bereits zeigt, dass sie keine Zeit mehr für Shrek hat und erschöpft einschläft, anstatt sich mit ihm vergnügen zu können.

Für den unwahrscheinlichen Fall also, dass es jemanden interessiert: Die Shrek-Filme zeigen gute Gründe auf, lieber keine Kinder in die Welt zu setzen und der gegenteilige Eindruck nach dem vierten Teil ist ein billiger Trick der Filmemacher, um arglose Paare im Kinderwahn zu bestärken.

AM

Screenshots: (C) Dreamworks

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