Veranstaltungsbericht | 24.07.2010

Neuro-Enhancement: Eine Verletzung der Menschenwürde?

 

Einer der Anwesenden betont die gesellschaftlichen Vorteile von Enhancement, so würde etwa die technologische Entwicklung schneller ablaufen, wenn die Menschen intelligenter wären. Jemand weißt darauf hin, dass aber auch Kriminelle intelligenter würden, was mit Empathiepillen für deren Therapie und mit der Intelligenzsteigerung der Strafverfolgungsbehörden gekontert wird. Insgesamt sei ein Schritt nach vorne zu erwarten, meint ein Diskussionsteilnehmer. Befürchtet wird von jemandem, dass Unternehmen mit Enhancement Arbeitssklaven heranzüchten könnten, die 12 Stunden täglich fröhlich vor sich hin schuften. Darauf könnte man jedoch antworten, dass Unternehmen bereits heute die Arbeitszeiten erhöhen und ihren Mitarbeitern Drogen verabreichen könnten, dies aber nicht getan wird, weil es eben verboten ist. Warum sollten derartige Verbote gelockert werden, nur weil neue Drogen auf den Markt kommen?

Edgar Dahl bestärkt seine liberale Haltung mit dem Hinweis, dass die „Menschenwürde“ gegen die Enhancement angeblich verstoße, nur in Deutschland überhaupt ein Begriff sei. Keine andere Demokratie hat einen mit „Menschenwürde“ vergleichbaren Begriff in ihrer Verfassung verankert. Zudem überschätzen wir Glück und die Anzahl der Situationen, in denen wir uns künstlich in einen glücklichen Zustand versetzten möchten.

Man befürchtete auch von Schönheitoperationen, dass sie jeder anwenden würde, aber letztlich hat sich gezeigt, dass Schönheitoperationen weit von einer universellen Anwendung entfernt sind. Der befürchtete gesellschaftliche Druck habe sich nicht eingestellt. Zudem müsse man an das Verbot von Pornos und Marihuana denken, das in beiden Fällen das Gegenteil des gewünschen Effekts zur Folge hatte: In Deutschland konsumieren zum Beispiel 10% der Menschen Marihuana, in Holland dagegen, wo die Droge legal ist, nur 5%.

 

Mehr zum Thema

Das amerikanische Magazin „Free Inquiry“ hat dem Enhancement ein Titelthema gewidmet in der Ausgabe 29/5. Besonders herausfordernd ist Mark Walkers „The Case for Happy People Pills“. Walkers weist darauf hin, dass es Menschen gibt, die aufgrund ihrer genetischen Veranlagung dauerhaft sehr glücklich sind und die damit gut zurecht kommen. Die Kritik an „Happy Pills“-Konsumenten müsste konsequenterweise auch für diese Menschen gelten. Will man diesen Menschen wirklich ihre eigene Natur als "unnatürlich" vorhalten?

Fotos von Mädchen, "Happy Balls" und Puppe: morguefile.com

Fotos der Veranstaltung: AM

AM