Veranstaltungsbericht | 24.07.2010

Neuro-Enhancement: Eine Verletzung der Menschenwürde?

 

Happy Pills

Edgar DahlDie Verbesserung durch Intelligenz könnte man eines Tages mittels „Smart Pills“ bewerkstelligen. Kritik daran wären Wettbewerbsvorteile für jene, die sich Smart Pills leisten können und steigende Anforderungen, wodurch am Ende alle schlechter dastehen könnten. Ähnlich sieht die Kritik an den „Happy Pills“ aus: Der Staat könnte sie als „Opium für das Volk“ missbrauchen und die Menschen ruhigstellen, wieder gäbe es vielleicht Wettbewerbsvorteile und Glück wäre umsonst und ohne Aufwand zu erzielen, was die Produktivität gefährde.

Edgar Dahl zweifelt jedoch an solchen dystopischen Szenarien. Er hält es für wahrscheinlich, dass „Happy Pills“ eher die Rolle von Alkhohol einnehmen würden. Schließlich gibt es keine Wirkung ohne Nebenwirkung und alleine darum könne man sich nicht ständig diese Pillen einwerfen. „Happy Pills“ würden manche Leute dauerhaft unausstehlich machen, die jetzt schon unausstehlich sind, sobald sie ihre Party-Stimmung erreichen. Ferner sei Glücklichkeit in manchen Situationen gesellschaftlich unerwünscht, etwa beim Tod des Ehemanns.

Da Psychopharmaka der Psychotherapie bei der Behandlung von psychischen Krankheiten überlegen sind, könnten auch „Happy Pills“ in diesem Gebiet gewinnbringend eingesetzt werden. Ein Argument gegen die Wettbewerbsvorteile von Dauerglücklichen ist die Tatsache, dass im Beruf eher Kompetenz zählt als bloße Glücklichkeit. Zudem lässt sich ein glücklicher Mensch leichter ausnutzen und geht eher unnötig riskante Risiken und Geschäfte ein. Man weiß etwa von Menschen mit einer bipolaren Störung, die extrem altruistisch sind, dass sie im Leben scheitern. Zuletzt seien unangenehme Gefühle für das Verhalten notwendig, zum Beispiel Eifersucht für den Kampf um Partner.

Letzten Endes leben wir in einer freien, pluralistischen Gesellschaft, wo wir tun können, was wir wollen, solange wir die Rechte anderer respektieren. Der „Krieg gegen Drogen“ in den USA hat sich als ineffektiv und sogar schädlich herausgestellt, weshalb das Verbot von „Happy Pills“ nicht empfehlenswert erscheine.

 

Diskussion

In der Diskussion wird die Frage aufgeworfen, ob die Stimmung nach Konsum der „Happy Pills“ noch als die eigene Stimmung erlebt werde. Dieses Problem, so Dahl, gebe es mit anderen Drogen aber auch, etwa mit Antidepressiva. Zudem lässt sich dieser Einwand ebenso auf Viagra anwenden: Erleben Frauen den Sex mit einem Viagra-gestärkten Mann als authentischen Sex, oder als Sex mit einer Pille?