Presseschau | 30.07.2009

Hunderte Atheisten im Schöpfungsmuseum

 

Wie spüre ich die Existenz Gottes?

Genauso, wie Sie die Anwesenheit verstorbener Ahnen spüren: Bestenfalls gar nicht. Die katholische Zeitung „Weltwoche“ beweist einmal mehr, was Katholiken von der Evolutionstheorie halten und das ist nicht viel. Angeblich sollen wir aus der „Unvernunft“ enstanden sein und der Autor möchte sich lieber aus „Verstehen und Freiheit“ entwickelt haben. Das ist eine Vermenschlichung der Natur, finsterster Animismus.

Wir sind nicht aus der „Unvernunft“ hervorgegangen, sondern aus einem natürlichen Prozess, der automatisch abläuft und der mit menschlichen Eigenschaften wie „Vernunft“ nichts zu tun hat. Und das ist nicht unsere „atheistische Interpretation“ der Fakten, das ist Evolutionstheorie pur, nachzulesen in jedem Schulbuch. Und wenn dieser Artikel eines beweist, dann ist es die Unvollkommenheit der menschlichen Vernunft, die so wohl kaum geplant gewesen sein kann.

„Wie der Gläubige sich durch den Unglauben bedroht weiss [sic!], bleibt auch der Atheist immer wieder vom Glauben angefochten“, heißt es schließlich. Und jeder, der das nicht so sieht, sei ein „fundamentalistischer Atheist“ wie Richard Dawkins. Am besten einfach jeden, mit dem man nicht übereinstimmt, einen „Fundamentalisten“ nennen – was für ein herausragendes Argument, das auch den letzten Zweifler überzeugt! Dawkins mag ja viele gute Argumente und überzeugende Belege anführen, aber hey, er ist ein Fundamentalist, wie die Taliban, nur ohne Bombenanschläge und alles andere, was ihn auch nur entfernt mit Fundamentalisten in Verbindung bringen würde, also hat er Unrecht!

Weiter erfahren wir, dass der Vielgottglaube gefährlicher sei als die Monotheismen: „Im Polytheismus findet immer wieder ein Krieg der Götter untereinander statt. Sollte jede Nation ihren eigenen Nationalgott haben, dürfte, wie die Geschichte lehrt, nicht Frieden, sondern Krieg das Ergebnis sein.“ Der Polytheismus besteht ja gerade darin, dass eine Nation eben keinen Nationalgott hat, sondern dass viele Götter akzeptiert werden. Die historischen Belege sind absolut eindeutig, dass die polytheistischen Gesellschaften wie das antike Griechenland oder Rom toleranter waren als die monotheistischen. Siehe einen aktuellen Artikel von dem Historiker Rolf Bergmeier, der aufzeigt, wie das Christentum die römische Kultur zerstört hat.

Kaum zu glauben, dass ein so aufdringlich unsinniger Artikel vom Präsidenten der Schweizerischen Bischofskonferenz stammt.