Mythologie | 04.04.2009

Der griechische Schöpfungsmythos


Der Tragödie letzter Akt

Pandora mit BüchseDie Menschen sind nun sterblich und sie müssen arbeiten. Das überhaupt Schlimmste jedoch ist noch gar nicht geschehen: Die Erschaffung der Frau. Also gibt Zeus kurzerhand Hephaistos den Auftrag, ein besonders verführerisches Modell aus Lehm zu formen (seit den Sumerern sind die Götter richtig versessen darauf, Menschen aus Lehm zu formen). Hermes, der Götterbote, haucht der Puppe Leben ein. Athena und Aphrodite machen sich daran, die erste Menschenfrau zu bekleiden, zu schmücken und zu schminken. Sie ist so wunderschön, dass sich jeder Mann sofort in sie verlieben muss. Doch die Sache hat einen Haken: Hermes stattet die Frau zusätzlich mit einer hündischen Seele und mit einer diebischen Natur aus. Die Frau ist geschaffen, um zu ihrem eigenen Vorteil Männer zu verführen, dabei zu lügen und Gefühle vorzutäuschen.

Pro-metheus (der „Voraus-Denkende“) befürchtet eine neue List seiner Gegenspieler. Er schärft also seinem Bruder Epi-metheus (der „Im-Nachhinein-Denkende“), der aus irgendwelchen Gründen ein Mensch ist, ein, bloß keine Geschenke von den Olympiern anzunehmen, egal, wie verführerisch diese sein mögen. Epimetheus schwört, sich an den Rat seines Bruders zu halten, doch als Pandora, die erste Menschenfrau, vor ihm steht, vergisst er diesen Schwur sofort. Er nimmt sie bei sich auf und heiratet sie. Damit sind die Frauen bei den Menschen eingeführt. Nun sind die Menschen nicht mehr einfach so da, sondern sie müssen sich von nun an selbst erschaffen.


Die Frau, Strafe der Götter

Wem dieser Mythos bislang schon zu frauenfeindlich war, der sollte sich warm anziehen. Die Männer sind es nämlich, die nun auf den Feldern arbeiten müssen, während die Frauen zu Hause sitzen, nichts tun, Essen in sich hineinschaufeln, die armen Männer mit ihren sexuellen Wünschen überfordern und die ganze Zeit über an ihnen herumnörgeln. Das ist auch der einzige Grund, warum Frauen die Männer verführen: Sie haben es auf ihre Ernte abgesehen, auf ihren Körper und auf ihr Haus. Mit ihrem „herausgeputzten Hintern“ (Hesiod) gelingt ihnen das auch sehr gut. Zeus hat die Frau erschaffen, um die Männer zu quälen.

Doch lassen wir uns nicht täuschen. Aus diesem Mythos wird nämlich auch deutlich, dass Frauen insgeheim eine große Macht ausübten im antiken Griechenland. Offenbar fühlten sich die Herren der Schöpfung durch sie so geschwächt und entmannt, dass sie aus Rache Lagerfeuergeschichten wie diese erfanden. Ihren Frauen gegenüber waren sie derweil lieber ganz still.


Die Büchse der PandoraPrometheus

Da Frauen aber noch nicht genügend Elend über die Welt gebracht haben, überbieten sie sich endlich selbst. In Epimetheus Haus steht nämlich ein Tonkrug geheimnisvollen Ursprungs, der nicht geöffnet werden darf. Als Zeus Pandora ins Ohr flüstet, doch einmal einen Blick hineinzuwerfen, gehorcht sie seinem Ratschlag. Krankheiten, Unfälle und alles übrige Schlechte, das die Frauen nicht schon per se mit sich führten, entkommt der Büchse der Pandora und verteilt sich über die Welt. Alleine die Hoffnung bleibt im Tonkrug zurück.

Schließlich bestraft Zeus Prometheus, indem er ihn an eine Felsspitze kettet, wo ihm ein Adler jeden Tag die Leber herauspickt. Nachts wächst sie wieder nach – Prometheus ist als Titan unsterblich – und der Adler beginnt von Neuem. Doch am Ende befreit ihn Herakles (Herkules) mit Zeus Einverständnis. Prometheus, Feuerbringer und Beschützer der Menschheit, ist wieder frei.


AM