Interview | 08.04.2009

Im Gespräch mit Sarah und Robert Darwin

 

Ihr Bruder Robert, der sogleich „Rob“ genannt werden möchte, war dagegen nie gut in Biologie. Stattdessen begeistert er sich für das moderne Forschungsgebiet der Informationstheorie.

„Interessanterweise funktioniert die Evolution auch in informationellen Ökosystemen“, erklärt er. Rob fühlt sich offenbar stärker mit seinem berühmten Vorfahren verbunden als seine Schwester. „Ich habe darüber einmal eine Vorlesung gehalten“, berichtet er stolz. „Darin habe ich demonstriert, dass Information auf Basis von kompetitiver Selektion besser evolviert als durch einfache Transmission.“

Ich erinnere mich daran, dass der deutsche Kreationist Werner Gitt mit Hilfe der Informationstheorie für die biblische Schöpfung argumentiert. Ob ihm Robert Darwins erfolgreiche Anwendung evolutionärer Algorithmen in seinem Fachgebiet wohl gefallen würde? Lange entkommt man ihr eben nicht, der allgegenwärtigen Evolution.

Ich frage Rob, ob ihm die Art und Weise zusagt, wie Charles Darwin in der Öffentlichkeit dargestellt wird und ob er angesichts seiner familiären Erinnerung an Charles etwas daran korrigieren würde?

„Ich denke, dass jemand wie Charles Darwin immer von Leuten ‚adoptiert und adaptiert‘ werden wird, die ihn benutzen wollen, um ihre eigenen Sichtweisen darzustellen! Wir sehen Charles in unserer Familie eher als Person, weniger als öffentliche Figur.“

Gerade in der aktuellen weltanschaulichen Auseinandersetzung spielt Charles Darwin jedoch als öffentliche Figur eine große Rolle, von daher kann ich Rob die nächste Frage nicht ersparen: „Bist du der Meinung, dass Wissenschaft und Religion kompatibel sind?“

„Es ist schwer für mich, das zu beantworten“, meint er, „weil ich nicht an einen Gott oder Götter glaube. Es erstaunt mich immer wieder, dass Menschen an Dinge glauben wollen, die aus Sicht der Vernunft eindeutig falsch sind – und damit beziehe ich mich nicht nur auf die Religion!“

Dann sehen wir uns die Sache aus einer breiteren Perspektive an: „Was, meinst du, sind die entscheidenden Schlussfolgerungen, die wir aus Charles Darwins Theorie für unser modernes Weltbild ziehen sollten?“

„Wir sollten den großen Wert von Rationalismus und Aufklärung erkennen“, stellt Robert Darwin fest. „Ich befürchte aber, dass wir uns immer weiter von ihnen entfernen. Genießen wir sie, solange wir noch können!“

 

Das Interview führte Andreas Müller