Moralphilosophie | 20.05.2010

Ethik für alle

 

Sekundäre Werte

Mutter und KindWie wir gesehen haben, bedeutet „Du solltest Wert x teilen“ nichts anderes als „Es sollte dich nach x verlangen, weil es deine Aussicht auf wahre, anhaltende Glücklichkeit verbessern wird.“ Unethisch sind also normativ falsche Handlungen, die der Glücklichkeit schaden.

Vom Kardinalwert, dem Verlangen nach wahrer Glücklichkeit, lassen sich weitere Werte ableiten, die in seinem Dienste stehen. Für Richard Carrier handelt es sich bei diesen sekundären Werten um Mitgefühl und Integrität. Er formuliert darauf aufbauend ein Credo des säkularen Humanismus:

„Strebe nach Integrität in dir selbst und nach Mitgefühl für alle“.

Das klingt überhaupt nicht nach einem unzugänglichen philosophischen System wie Kants Moralphilosophie, sondern diese Ethik erscheint doch wunderbar vereinbar zu sein mit unseren Intuitionen. Nun ist klar, warum wir, allgemein gesprochen, ethisch handeln sollten: Weil wir glücklicher sind, wenn wir es tun. Sehen wir uns das in der Praxis und in größerem Detail an:

 

Warum wir nicht unethisch handeln sollten

oder: Göttliche Gerechtigkeit auf Erden

Unsere Handlungen haben soziale Konsequenzen. Böse Taten kommen quasi zu uns zurück und bestrafen uns, jedenfalls häufig. Was soll das bedeuten? Carrier dazu in einem Blogbeitrag:

„Soziale Gegenseitigkeit und natürlicher Konsequenzialismus: ‚Wer mit dem Schwert lebt, stirbt durch das Schwert‘ ist eine einfache Aussage über eine statistische Tatsache: Bestimmte Gewohnheiten verursachen natürlicherweise eine Steigerung der damit assoziierten Risiken. Handlungen haben Konsequenzen.“

Also gibt es eine Art von göttlicher Gerechtigkeit bereits hier auf Erden. Es folgt eine Zusammenfassung von Carriers Top 8 Argumenten, warum du (man duzt sich ja seit 68) aus weltlicher Sicht nicht böse sein solltest. Zum fröhlichen Verbreiten geeignet:

 

  1. Du machst dir jeden zum Gegner, die Menschen verlieren Respekt und Vertrauen dir gegenüber oder sie behandeln dich so, wie du sie behandelst und du wirst das Opfer

  2. Mit unethischem Verhalten kannst du alles zerstören; von deinen Freundschaften bis zu deiner Gesundheit

  3. Du erhältst nur vorrübergehende und augenblickliche Vorteile

  4. Du wirst in Angst leben, alleine und ungeliebt

  5. Wenn du geliebt wirst, dann nur für die Maske, die du trägst, was nicht befriedigend ist

  6. Du lebst in chronischem Zorn, in Enttäuschung; du hast Schwierigkeiten, Depressionen oder du leidest unter Paranoia

  7. Du ersetzt wahres Glück durch Luxusgüter, durch Ablenkungen und Machtdemonstrationen. Und du wirst niemals genug von ihnen bekommen.

  8. Du wirst dich selbst hassen.

 

Es gibt psychologische und soziobiologische Untersuchungen, die bestätigen, dass genau diese Probleme auf Bösewichter warten. Die Quellen gibt es in Carriers Buch (das Sie kaufen sollten und darum kopiere ich die Quellen hier nicht hinein).

Na gut, eine Empfehlung: Grayling, A.C. Life, Sex and Ideas. The Good Life Without God (2003). Und noch eine: Cortesi, David: Secular Wholeness. A Skeptic's Paths to a Richer Life (2002). Nun ist aber gut.