Tierethik | 22.06.2009

Denken und Moral bei Tier und Mensch

 

Die Unterschiede zwischen menschlicher und tierischer Moral

Die Grenzen zwischen tierischer und menschlicher Moral werden zunehmend von Philosophen eingerissen. Die Evolutionstheorie dient dabei als Grundlage, da sie den Menschen im Tierreich verankert und Unterschiede zwischen ihm und anderen Tieren nur mehr graduell erscheinen lässt. Dies könnte jedoch zu weit geht, wie der Wissenschaftsjournalist Tim Dean argumentiert.

Dean betont, dass die Behauptung, es gäbe keine “Kluft” zwischen Menschen und Tieren im Bereich der Moral mit der Behauptung verglichen werden könne, es gäbe keine “Kluft” zwischen Menschen und Tieren im Bereich der Sprache. “Schließlich geben Tiere Äußerungen von sich, die Konzepte an andere Tiere vermitteln – wie etwa “Gefahr” oder “Ich bin hier”. Der Unterschied zur menschlichen Sprache sei nur ein gradueller, kein grundsätzlicher.

“Aber das ist einfach falsch”, stellt Dean fest. Der große Unterschied bestehe in der Eigenschaft der Rekursion (Die Einbettung von Sätzen in andere Sätze), welche die menschliche Sprache aufweist und die tierische Sprachen vermissen lassen. “Und dies macht die menschliche Sprache nicht nur graduell verschieden, sondern zeigt, dass sie einer komplett anderen Art angehört.”

In der Tat geht die Sprachwissenschaft von mehreren Unterschieden zwischen menschlicher und tierischer Kommunikation aus:

1. Tierische Kommunikation beschränkt sich auf die Hier-und-Jetzt-Situation.

2. Tiere planen nicht, haben kein Langzeit-Gedächtnis und geben keine Mitteilungen über weit entfernte Zeitpunkte.

3. Es gibt bei Tieren keine Metakommunikation (Sprechen über Sprache).

4. Tiere unterscheiden nicht zwischen Subjekt und Prädikation.

5. Tiere erfinden keine neuen Zeichen.

6. Tiere stellen keine Fragen.