Rezension | 04.10.2009

Darwin: Kunst und die Suche nach den Ursprüngen

 

Affen als Menschen, Nazis als Tiere

Die Gemälde von Gabriel von Max sind heute noch erschreckend, jedenfalls erschreckten sie alle recht schön, denen ich sie gezeigt habe. Von Max zeichnete Affen bei menschlichen Betätigungen, zum Beispiel beim Theaterbesuch, am Klavier, beim Atelierbesuch, als Kunstrichter und (das gruselte die Leute am meisten) mit einem menschlichen Kleinkind in den Händen im Gemälde „Anthropologischer Unterricht“ von 1900. In dem Gemälde erklärt ein Affenvater seinem Kind dessen Verwandtschaft mit dem Menschen-Mädchen.

 

Aufschlussreich ist, dass die Künstler zu Darwins Lebzeiten unsere Vorfahren in weitaus freundlicherem Licht erscheinen ließen, als dies später der Fall sein sollte. Auf den Gemälden von Xénophon Hellouin erkennt man Steinzeitmenschen bei komplexen sozialen Tätigkeiten, wobei sie uns doch sehr ähneln. „Deux mères“ von Léon Maxime Faivre zeigt eine Urmenschen-Mutter, die ihre Kinder beschützt.

Im Nationalsozialismus spielte die künstlerische Bearbeitung der Evolution auch eine Rolle, und zwar als Waffe gegen die Nazis. So zeigen die Collagen von John Heartfield Nazis als Mischwesen zwischen Tier und Mensch, was jeweils mit bissigen Kommentaren versehen ist. Auf der Collage „Stimme aus dem Sumpf“ sieht man zum Beispiel eine hässliche Kröte vor einem Hakenkreuz und darunter steht: „Dreitausend Jahre konsequenter Inzucht beweisen die Überlegenheit meiner Rasse!“ "Die Lehre des Wolfes" parodiert die Meinung der Nazis, dass die Bezeichnung aller Menschen als Menschen die Unterschiede zwischen den Rassen verwische.

Dies war nur eine knappe Vorschau auf das, was einem mit diesem Katalog erwartet.