Rezension | 04.10.2009

Darwin: Kunst und die Suche nach den Ursprüngen

 

Erläuternde Texte

Die Texte sind rundum wissenschaftlich fundiert und aufschlussreich, enttäuscht war ich nur und ausgerechnet von dem Beitrag der bekannten Affenforscherin Jane Goodall. Sie kommt nach ihren Erläuterungen über die künstlerische Bearbeitung von Tier-Mensch-Hybriden zu einem absonderlichen Fazit: „Der Gedanke vom Menschen als Tier war nie ein Problem für die allgemeine Öffentlichkeit gewesen, was die rege Unterhaltungsbranche des 19. Jahrhunderts denn auch beweist.“

Dabei übersieht sie gerade den zentralen Faktor, den die Evolutionstheorie in diese künstlerische Tradition gebracht hat: Die Menschen hatten kein Problem mit Darstellungen von Menschen als Tiere, gerade deshalb, weil sie „wussten“, dass Menschen keine Tiere sind. Aus dieser Perspektive konnten sie sich entspannt zurücklehnen und die Shows mit Affenmenschen und „Missing Links“ genießen. Goodall begründet den „Schrecken und Abscheu“, den die Menschen entwickelten, als ihnen endlich klar wurde, was das mit dem „Missing Link“ eigentlich bedeutet, mit der „Übelkeit induzierter Schwindelanfälle“ bei der Vermischung von Tier und Mensch und nicht mit einem „immanenten kulturellen Widerstand“. Den Menschen wurde also übel beim Gedanken an ihre Verwandtschaft mit Affen, aber im Grunde hatten sie kein Problem damit. Das klingt nun wirklich reichlich abstrus, erst recht, wenn man bedenkt, dass es diesen kulturellen Widerstand gerade von Seiten konservativer religiöser Kräfte sehr eindeutig gegeben hat.

 

Fazit

Aber egal, diese Kritik betrifft schließlich nur die Schlussfolgerung eines einzigen Beitrags. Empfohlen sei „Kunst und die Suche nach den Ursprüngen“ jedem Evolutionsfan, der in Erwägung zieht, auch der Kunst mal eine Chance zu geben, sowie jedem Kunstfan, der glaubt, dass er sich auch einmal mit der Evolutionstheorie befassen sollte.

 

AM