Presseschau | 27.11.2009

Angst vor Gott und Kohlendioxid

 

Der Glaube ist vielleicht der größte Unsinn der Evolution

Was ist der evolutionäre Nutzen der Religiosität? Gibt es überhaupt einen? Muss man ständig über dieses Thema reden, auch wenn man keine Ahnung davon hat? In diesem Streitgespräch zwischen dem Neurobiologen Randolf Menzel und dem Theologen Markus Vogt geht es mal wieder um die Gottesfrage, was heutzutage bedeutet, dass auch die Frage nach dem evolutionären Ursprung der Religiosität mit hinein muss, aber auch der herkömmliche Unsinn: „Wir dürfen die Bibel nicht wörtlich, aber wir müssen sie als verbindlich nehmen“, erfahren wir von Vogt. Und warum sollten wir das tun? Keine Zeit für Antworten haben die Theologen, lieber weiter Behauptungen aufstellen – wie diese: „Die Evolutionstheorie beantwortet nicht die Frage nach dem intentionalen Ursprung und nach dem Sinn des Lebens“. Gewiss beantwortet die Evolutionstheorie nicht die Frage nach dem intentionalen Ursprung, einfach deshalb, weil es keinen intentionalen Ursprung (absichtliche Schöpfung) des Universums gab. Die Evolutionstheorie beantwortet auch nicht die Frage, warum so viele Feen in meinem Gartenteich rumschwimmen, womöglich, weil keine Feen in meinem Gartenteich rumschwimmen.

Der biologische Sinn des Lebens ist die Vermehrung und Weitergabe von Genen. Sonstige Sinne des Lebens wollen uns Leute wie Herr Vogt mit Rückendeckung ihrer unsichtbaren Freunde vorgeben, als ob wir unseren Lebenssinn nicht selbst finden könnten. „Dawkins ist ein ehrenwerter Wissenschaftler, er unterschätzt jedoch die evolutionär hilfreichen Aspekte der Religion“, glaubt Neuroforscher Herr Menzel derweil kundtun zu müssen. Ein evolutionär hilfreicher (hilfreich zum Beispiel zur göttlich legitimierten Ausrottung feindlicher Stämme und zur Sicherung ihrer Frauen zwecks Genweitergabe) Aspekt der Religion sagt aber nichts darüber aus, ob Religion ethisch wünschenswert und in irgendeiner Weise „gut“ ist. „Der Glaube an Gott als die Ursache von allem ist ausgesprochen hilfreich und nützlich, vielleicht ist er sogar der tollste Trick, der sich im Verlauf der Evolution eingestellt hat – auch wenn er auf einem tiefen Irrtum beruht“, sagt Menzel dagegen. Warum aber sollte es hilfreich und nützlich sein, falsche Dinge über die Realität zu glauben? Und was hat diese philosophische Quadratur des Kreises mit der Evolutionstheorie zu tun?

Wer noch nicht genug hat, kann sich das Video unter dem Beitrag ansehen. Es handelt sich um eine Teilzeit-Kreationistenpropaganda, die plötzlich in ganz andere Richtungen umschwingt. So bizarr wie das Streitgespräch.