Presseschau | 30.01.2010

Altruisten, Avatar und Hitlers Anzug

James Camerons "Avatar" (Fox)

Was hat die Wissenschaft zu James Camerons Sci-Fi-Streifen „Avatar“ zu sagen? Spoiler: Sie ist „not amused“. Außerdem geht es um das Gute und das Böse im Menschen, um Dinosaurier und um die Frage, ob Sie Hitlers Anzug tragen würden, wenn ich Ihnen 1000 Euro dafür gebe? Am Ende tauschen wir Lebensjahre gegen kurzes Glück ein und sprechen über unsere Gefühle. Willkommen bei der Presseschau: Interessant, provozierend und stets gut gelaunt.

 

Bienen erkennen menschliche Gesichter

Wenn man Bienen mit Süßigkeiten dafür belohnt, lassen sie sich darauf trainieren, menschliche Gesichter von anderen Objekten und voneinander zu unterscheiden. Das ist auch insofern bemerkenswert, als wir mehrere Gehirnbereiche dafür benötigen, was Bienen mit einem stecknadelgroßen Gehirn zustande bringen.

 

Weltsprache der Gefühle

Die Art und Weise, wie wir mit mit Tönen unsere Gefühle ausdrücken, wird von Menschen kulturübergreifend verstanden. Dies kommt zur universellen Mimik und Gestik noch hinzu.

 

Avatar aus Sicht der Wissenschaft

James Camerons Sci-Fi-Streifen „Avatar“ wurde von dem Genetiker Thomas Heams auf seine evolutionsbiologische Korrektheit überprüft. Vor allem die Tatsache, dass die Evolution ungerichtet verläuft, ist bei Cameron und der breiten Öffentlichkeit noch nicht angekommen. Aber es gibt mehr daran auszusetzen, zum Beispiel eine größere Anzahl von krassen Logikfehlern. Für mich am Gravierensten ist jedoch die pantheistisch-romantische Naturverklärung, laut der alle Lebewesen beseelt wären und zusammen einen intelligenten, höchst empfindsamen Superorganismus ergeben würden (wie im Gaia-Mythos von der beseelten Erde). An einer Stelle wird im Film erwähnt, dass dies auch für die Erde gegolten habe, bis die bösen Menschen ihren tollen Lebensbaum kaputt gemacht hätten.

Auch die Tatsache, dass die Wissenschaftler in dem Film völlig unfähig sind und erst ein Soldat in der Lage ist, mit den Na'vi zu kommunizieren, gehört neben der Propagierung vormoderner Lebensweisen und Fortschrittsfeindlichkeit zu den Hauptkritikpunkten, die keine Begeisterung für Avatar bei mir haben aufkommen lassen. Dann lieber die allzu deutlichen Vorlagen „Pocahontas“, „FernGully“ und „Der mit dem Wolf tanzt“. Man fragt sich zudem, was an der Botschaft vom Umwelt- und Eingeborenenschutz zu unserer Zeit so weltbewegend sein sollte, angesichts dessen, dass wir Umwelt und Eingeborene noch nie so sehr geschützt haben wie heute. Vor 150 Jahren wäre das eine spannende Botschaft gewesen.

Ähnlich wie damals beim Erscheinen von Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ gibt es wieder ein paar Pupertierende, die sich am liebsten umbringen würden, um in einer Welt wie die von Pandora zu leben zu können. Ich würde mich lieber umbringen, als mich in dieses Schlumpfhausen verfrachten zu lassen.

Der Psychologe Peter Stromberg hat einen Blick auf die Zuschauer von Avatar geworfen. In der Vorstellung, die er besuchte, waren sie äußerst fettleibig. Er wies auf die Ironie hin, dass dicke Leute sich einen Film mit perfekt durchtrainierten Waldmenschen ansehen, während sie Popcorn in sich hinein essen. Filme sind quasi Träume im geschützten Raum. Sie ermöglichen das Ausleben von Fantasien ohne die damit verbundenen Gefahren und den Aufwand. Andererseits: Wenn man dafür auf den Bäumen leben muss, um so gut auszusehen, begnüge ich mich auch lieber mit Popcorn und einem bequemen Kinosessel.

Natürlich kann man den Film auch einfach als Effektschau und bloße Unterhaltung ansehen, ohne groß über Botschaft und Inhalt zu reflektieren. Daran gibt es sicher nichts auszusetzen.